Frankreichs Luft- und Raumfahrtindustrie

Airbus fordert SAF-Investitions­anreize

Während die USA mit dem Inflation Reduction Act Gas für die Dekarbonisierung der Luftfahrtindustrie geben, bremse Europa mit zu komplexen Regeln, kritisiert die Branche.

Airbus fordert SAF-Investitions­anreize

wü Paris

Airbus-Chef Guillaume Faury warnt vor drohenden Wettbewerbsnachteilen für die europäische Luftfahrtindustrie, wenn die Europäische Union (EU) nicht schnell genug auf den Inflation Reduction Act (IRA) der USA reagiert. Die darin enthaltenen Anreize für nachhaltige SAF-Flugzeugtreibstoffe (Sustainable Aviation Fuel) und grünen Wasserstoff seien eine sehr gute Nachricht für die Luftfahrtbranche, sagte er bei einer Veranstaltung der Journalistenvereinigung AJPAE, an der er in seiner Funktion als Vorsitzender des Verbandes der französischen Luft- und Raumfahrtindustrie Gifas teilnahm. Doch die in dem amerikanischen Anti-Inflations-Gesetz enthaltenen investitionssicheren Förderungen sorgten auch für ungleiche Rahmenbedingungen. „Europa muss schnell reagieren, damit kein dauerhafter Wettbewerbsnachteil entsteht“, fordert Faury.

Während die USA mit dem Anti-Inflations-Gesetz Gas bei der Dekarbonisierung gäben, habe die EU einen viel komplexeren Ansatz mit vielen komplizierten Regeln und Steuern, der alles bremse. Dabei gehe es jetzt bei der Entwicklung neuer Technologien auf dem Weg zum emissionsfreien Fliegen auch um Schnelligkeit. Faury plädiert deshalb dafür, Investitionen in SAF zu ermutigen. „Die großen Investoren wollen in grüne Technologien investieren“, sagt er. Doch sie würden dafür einen weniger restriktiven Rahmen bevorzugen.

Neben dem Investitionsgesetz verfügten die USA über einen weiteren Wettbewerbsvorteil, da Energie dort billiger ist. „Wenn Europa nicht reagiert, werden wir viele Investitionen energieintensiver Industrien in den USA sehen“, sagt Faury. Der Vorsitzende des Verbandes der französischen Luftfahrtindustrie fürchtet, dass auch der ein oder andere Zulieferer einen Teil seiner Aktivitäten in die USA verlagern könnte – zumal bei einigen kleineren energieintensiven Unternehmen die Energiekosten inzwischen höher als der Umsatz seien. Airbus betreibt selbst Endfertigungslinien in den USA und arbeitet auch mit amerikanischen Zulieferern zusammen.

Das ist nicht das einzige Problem der Luftfahrtindustrie, die nach Angaben Faurys Schwierigkeiten hat, wieder ohne weiteres zu ihrem Vor-Covid-Rhythmus zurückzukehren. Neben Schwierigkeiten, geeignete Fachkräfte zu finden, sind Covid-Restriktionen in China, die mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen, Chips und anderen Komponenten sowie teilweise auch Probleme mit der Informatik ein Grund dafür. Airbus musste kürzlich wegen der Probleme der Zuliefererkette das bereits gesenkte Auslieferungsziel für dieses Jahr kappen.

Dagegen hat sich der Luftverkehr bis auf China wieder erholt, genau wie die Nachfrage nach Flugzeugen. Nachdem Airlines im letzten und auch in diesem Jahr vor allem Mittelstreckenflugzeuge mit einem Gang wie den A320neo, den A220 oder den 737Max bestellt haben, erwartet Faury im nächsten und übernächsten Jahr wieder ein steigendes Interesse für Langstreckenflugzeuge. Da gäbe es Nachholbedarf, meint er.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.