Inflation

Baubranche hält ihre Aussichten für trübe

Steigende Zinsen und anhaltende Materialknappheit belasten die Baubranche und sorgen für trübe Perspektiven. Die Stornierungswelle im Hochbau ist aber ein wenig zurückgegangen.

Baubranche hält ihre Aussichten für trübe

hek Frankfurt

Die Stornierungswelle im Hochbau hat sich ein wenig abgeflacht. Das ergibt sich aus Befragungen des Münchener Ifo-Instituts. Demnach waren im Oktober noch 11,3 % der Unternehmen von Auftragsabsagen betroffen. Das waren fast 2 Prozentpunkte weniger als im September (13,2 %). Doch die Aussichten hält die Branche nach wie vor für trübe. Die Erwartungen für das kommende halbe Jahr seien von Sorgen dominiert, teilt das Ifo-Institut mit. Sie seien auf minus 53,8 Punkte gefallen, den tiefsten Stand seit Beginn der Erhebung 1991.

Die Materialengpässe entspannten sich nur sehr langsam, konstatiert das Forschungsinstitut. 30,2 % der Unternehmen klagten über Lieferengpässe, im Vormonat waren es 32,1%. Die Preisschraube am Bau drehe sich infolge der Knappheiten und hoher Energiekosten weiter, sagt Ifo-Forscher Felix Leiss. Sehr viele Betriebe planten Preiserhöhungen in den kommenden Monaten.

Die Auftragsstornierungen betreffen vor allem den Wohnungsbau, aber auch der gewerbliche Bau kämpft laut Leiss mit Absagen. „Angesichts der oft kaum mehr kalkulierbaren Baukosten und rasch steigenden Bauzinsen werfen viele Bauherren das Handtuch. Sie stellen Projekte zurück oder streichen sie ganz“, sagt er.

Im Wohnungsbau lag der Anteil betroffener Unternehmen im Oktober laut den Angaben bei 14,5 % nach 16,7 % im Vormonat. Im gewerblichen Hochbau waren es 9,1 % (11,1 % im September) und im öffentlichen Hochbau 6,6 % (7,2 %). „Für die ersten Unternehmen wird die Situation bereits bedrohlich“, gibt Leiss zu bedenken. 6,6 % der Hochbaufirmen hätten Finanzierungsschwierigkeiten gemeldet. Im Oktober des Vorjahres seien es lediglich 0,6 % gewesen.

Prognose gesenkt

Schwache Umsätze und rückläufiges Neugeschäft haben den Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) jüngst veranlasst, seine Prognose für dieses Jahr zu senken. Der Verband rechnet nun preisbereinigt mit einem Umsatzrückgang von 5 % statt mit einer Veränderung zwischen null und −2 %. Die Rückgänge betreffen sowohl den Wohnungsbau (−4 %) als auch den Wirtschafts- (−5 %) und den öffentlichen Bau (−6 %). Der Auftragsbestand sei zwar noch relativ hoch, doch sorgten Preisschübe bei Baumaterial und Energie, Zinsanstieg sowie höhere Lebenshaltungskosten für ein zunehmend unsicheres Marktumfeld für private und öffentliche Bauherren.

Die drastische Verteuerung von Baumaterialien hat sich laut HDB bei einigen Produkten seit Juli beruhigt. Das im Straßenbau wichtige Bitumen aus Erdöl sei aber im September trotz des Rückgangs in den Vormonaten noch 33 % teurer gewesen als im August 2021. Betonstahlmatten seien noch 96 % teurer als im Januar 2021 gewesen, Betonstahl in Stäben um 65 %.

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