Adi Drotleff, Mensch und Maschine

„Die Digitali­sierung ist unser Wachstums­motor“

Der Softwareanbieter Mensch und Maschine hat einen guten Lauf. Die Börsen-Zeitung sprach mit Firmengründer und Verwaltungsratschef Adi Drotleff über die Perspektiven mitten im Wirtschaftsabschwung.

„Die Digitali­sierung ist unser Wachstums­motor“

Von Stefan Kroneck, München

Der Softwarespezialist Mensch und Maschine (MuM) hat einen guten Lauf. Das auf die Technologie Computer Aided Design (CAD) ausgerichtete Unternehmen arbeitet sich von Rekord zu Rekord in Bezug auf seine Finanzeckdaten. Im Gespräch mit der Börsen-Zeitung führt Firmengründer und Verwaltungsratsvorsitzender Adi Drotleff den Erfolg von MuM auf mehrere Gründe zurück: „Der Markt, in dem wir operieren, ist oligopolistisch. Mensch und Maschine agiert in einer komfortablen Nische. Wir befinden uns derzeit auf einer Insel der Glückseligen. Die Digitalisierung ist unser Wachstumsmotor.“ Der Wirtschaftsabschwung treffe das Unternehmen „bisher“ nicht. MuM sei „antizyklisch unterwegs“, berichtet er zum Thema Geschäftsmodell.

In Bezug auf die Finanzeckdaten des gerade zu Ende gegangenen Geschäftsjahres 2022 bekräftigt Drotleff den Ausblick. „Aus heutiger Sicht bewegen wir uns am oberen Rand unserer Prognosespanne für 2022.“ Die als SE firmierende Gesellschaft mit Sitz in Wessling (Oberbayern) plant, ihre Bilanz am 14. März zu veröffentlichen. Nach guten Quartalszahlen erhöhte die Geschäftsleitung im Oktober ihre Erwartungen. Für den Rohertrag peilt MuM 2022 ein Plus in der Spanne von 12 bis 16 % auf 155 Mill. bis 161 Mill. Euro an. Nach neun Monaten erreichte der rund 1100 Mitarbeiter zählende Konzern 117 Mill. Euro (+16 %). Bei einem auf 228 (i.V. 194) Mill. Euro gesteigerten Umsatz entsprach das einer Bruttomarge von 51 (52) %. Gestiegene Materialkosten sorgten für einen leichten Dämpfer in der Rendite. Zuvor hatte MuM einen Rohertragszuwachs in einer Bandbreite von 8 bis 12 % auf 150 Mill. bis 155 Mill. Euro im Visier.

Hohe Gewinnausschüttung

Beim Nettogewinn je Aktie stellt die Konzernführung nunmehr einen Zuwachs von 15 bis 23 % auf 1,45 bis 1,55 (1,26) Euro in Aussicht. Das entspräche einem Überschuss zwischen 24,5 Mill. und 26,2 Mill. Euro. Ursprünglich steuerte MuM für 2022 ein Ergebnis je Aktie von 1,44 bis 1,50 Euro (+14 bis 19 %) an. Nach neun Monaten erwirtschaftete der Konzern bereits rund 90 % des gesamten Vorjahresgewinns (2021: 21 Mill Euro). Für 2023 liegt das Netto-Gewinnziel in der Spanne von 1,64 bis 1,81 Euro je Aktie. Das wären bis zu 30,5 Mill. Euro auf Basis des in rund 17 Millionen Anteilscheine aufgeteilten Grundkapitals. Im Zwischenbericht per 30. September schreibt MuW mit Blick aufs neue Geschäftsjahr von einem etwas flacheren Zuwachs. „Für 2022/2023 halten wir uns in der Zweijahresprognose“, erklärt dazu Drotleff.

Das Unternehmen profitierte zu­letzt von der schrittweisen Umstellung der Marke Autodesk auf Vermietungen an Kunden. Die Ertragsdynamik von MuM wächst nun aufgrund zurückliegender Sondereffekte bei Autodesk. „Autodesk hat in den vergangenen Jahren seinen Abnehmern auf Dreijahresverträge Rabatte von bis zu 10 % gewährt. Die Preisnachlässe laufen sukzessive aus. Dadurch steigt unsere Profitabilität in 2022 zusätzlich“, sagt Drotleff.

Die operative Robustheit des Un­ternehmens spiegelt sich im Aktienkurs wider. Am ersten Börsenhandelstag im neuen Jahr notierte der Titel bei 45 Euro (Xetra). Das Papier machte nach dem zeitweiligen Absturz an der Börsen im September wieder Boden gut. Seither verzeichnete die Aktie bei anhaltend volatilen Märkten ein Plus von immerhin 7 %. MuM bringt derzeit 760 Mill. Euro auf die Waage. Das entspricht fast dem Dreifachen des Jahresumsatzes (Stand 2021).

„Beim derzeitigen Kursverlauf kommt die Aktie von Mensch und Maschine auf ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von unter 30. Das entspricht in etwa dem Niveau börsennotierter Wettbewerber. Es hat eine Marktkonsolidierung stattgefunden. Wir selbst orientieren uns an den Fundamentaldaten des Unternehmens. Diese sprechen für sich“, sagt Drotleff zur Kursentwicklung.

MuM gehört zu den spendablen Dividendentiteln. Für 2021 schüttete die Gesellschaft 95 % ihres erwirtschafteten Nettogewinns aus. Für 2022 stellte die Firma eine Ausschüttungsquote von 87 bis 96 % in Aussicht. Davon profitiert der Firmengründer und ehemalige CEO persönlich. Drotleff ist mit einem Anteil von 45,7 % größter Einzelaktionär. Der Streubesitz beträgt 44,3 %, 7,3 % hält das übrige Management. Das Unternehmen verfügt über 2,7 % des Grundkapitals. Drotleff selbst hat sich aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. In seiner Funktion agiert er als „aktiver Aufsichtsrat“.

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