Software AG

Die unendliche Geschichte

Die Software AG scheint in einer Dauertransformation festzustecken. Auf den Durchbruch warten die Darmstädter noch.

Die unendliche Geschichte

Die Software AG will sich neu aufstellen, um im Digitalgeschäft mehr Schubkraft zu entfalten. Nein, Sie lesen keinen Archivtext, und doch: Wer das Unternehmen schon länger begleitet, hat das so schon gehört. Vermutlich mehrfach. Bereits als das Unternehmen im Herbst die „Beschleunigungsphase“ des 2019 gestarteten Transformationsprogramms „Helix“ ausrief, machte dies stutzig. War die Neuausrichtung hin zu besser planbaren Cloud-Erlösen zuvor etwa mit angezogener Handbremse betrieben worden? Für 2023 ist nun jedenfalls zusätzlich noch ein Effizienzprogramm angesetzt, Stellenstreichungen inklusive.

Operativ ist das Bild durchwachsen: Für positive Sondereffekte im vierten Quartal sorgte das Datenbankgeschäft Adabas & Natural (A&N), auch beflügelt durch einen vorgezogenen Vertragsabschluss. Zwar freut man sich in Darmstadt sicherlich über gute A&N-Zahlen, die strategische Wachstumshoffnung ist das Geschäft allerdings nicht. Die vermeintliche Zukunftssparte Digital Business wächst hingegen langsamer als von den Analysten erwartet. Das Management sieht die aktuelle Situation als temporäre Dürrephase, bedingt durch die Umstellung des Geschäftsmodells. Die Nachfrage nach Modellen zur Software-Nutzung über die Cloud (Software-as-a-Service, SaaS) steige stärker als erwartet, auch im A&N-Geschäft setzten Nutzer verstärkt auf Subskriptionsmodelle, hieß es. Während beim Verkauf einer Lizenz bei Vertragsabschluss bezahlt wird, laufen Subskriptionen und Abo-Modelle über mehrere Jahre. Die Umsätze werden besser planbar, kommen aber zeitversetzt.

Diese Erklärung leuchtet ein, allerdings hören Investoren und Analysten auch diese nicht zum ersten Mal. Die Durststrecke, die der geneigte Investor für die Aussicht auf langfristig stärkeres Wachstum in Kauf nehmen soll, dauert nun schon eine ganze Weile. Auch die im Herbst als „Talsohle“ bezeichnete Schwäche beim Free Cashflow hält an, der Wert ist deutlich negativ und steckt damit immer noch in einem ziemlich tiefen Tal.

Zum Dauerbrenner entwickelt sich das im vergangenen Juli noch wiederholte Ziel, 2023 einen organischen Konzernumsatz von 1 Mrd. Euro erreichen zu wollen. Dieses scheine nun außer Reichweite, räumte CEO Sanjay Brahmawar am Mittwochvormittag ein. Die Umsatzmilliarde war vor gut einem Jahrzehnt bereits übertroffen worden, zuletzt kursierte sie immer mal wieder als Zielbild, doch dieses Zielbild droht zum Running Gag zu verkommen. Die Software AG strapaziert die Geduld der Investoren. Bei diesen lässt sich der Eindruck kaum vermeiden, dass die Transformation in Darmstadt ein Dauerzustand ist.

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