Harris Associates

„Dumb Money“ verlässt die Credit Suisse

Erst sagt Harris Associates eine mögliche Übernahme der Credit Suisse voraus, dann stellt das US-Investmenthaus plötzlich seine Anteile zum Verkauf. Die Gesellschaft macht damit keine gute Figur.

„Dumb Money“ verlässt die Credit Suisse

Es geht immer noch schlimmer, weiß inzwischen auch die amerikanische Investmentgesellschaft Harris Associates, die ihr mehr als zehnjähriges und leidvolles Credit-Suisse-Investment soeben ganz beendet hat. Harris war zeitweise mit mehr als 10% an Credit Suisse beteiligt und größte Einzelaktionärin der schlingernden Großbank. Es war ein fatales Investment, das 2012 bei einem vermeintlich zu tiefen Kursniveau von um die 20 sfr begonnen hatte und mehrere Kapitalerhöhungen und zehn Jahre später bei einem Kursniveau von unter 3 sfr zu Ende ging.

Im Sommer 2022 hatte Harris den letzten großen Versuch unternommen, die Verluste mit dem Investment einzudämmen. Die Amerikaner stockten ihre damalige Beteiligung noch einmal um das Doppelte auf gut 10% auf. Heraus kam bekanntlich das Gegenteil von dem, was die Investition bezweckt hatte. Die Anlageperformance stellt dem Chicagoer Investmenthaus mit dem „unerschütterlichen Fokus auf Substanzwertinvestitionen“, wie sich Harris Associates selbst darstellt, natürlich kein schmeichelhaftes Zeugnis aus. Wo „Smart Money“ draufsteht, ist manchmal „Dumb Money“ drin, ließe sich spöttisch zuspitzen.

Trotzdem sind die Einschätzungen von Harris Associates und ihrem Anlagechef David Herro zum Zustand, zur Zukunft und vor allem zum wahren Wert von Credit Suisse seit Jahren fast allgegenwärtig in den Finanzmedien. Erst vor zehn Tagen hatte Herro die Schweizer Großbank sogar als Fall für eine Übernahme bezeichnet. Man darf mit Fug und Recht vermuten, dass der Amerikaner sein restliches Aktienpaket nicht zu historischen Tiefkursen abgestoßen hätte, wenn er seine eigenen Worte wirklich geglaubt hätte. Oder dachte der Investmentprofi vielleicht, dass ein Gebot auch unter dem aktuellen Kurswert erfolgreich sein könnte? Ob die gebeutelten Aktionäre tatsächlich eine Übernahme der Großbank akzeptieren würden, ist fraglich. Viele von ihnen hoffen noch auf eine Trendumkehr bei der Credit Suisse. Der Ende Dezember ausgewiesene Buchwert der Credit Suisse von 11,45 sfr pro Aktie ist allerdings inzwischen wohl deutlich tiefer.

Eigentlich sollte man meinen, dass Investoren vor allem dann eine Plattform erhalten, wenn sie einen guten Leistungsausweis vorweisen können. Folge dem schlauen Geld, („Follow the Smart Money“) , lautet eine bei vielen Kleinanlegern beliebte Strategie. Harris Associates hat sich die auffallend große Medienpräsenz offensichtlich anders verdient – als Lieferantin knackiger Schlagzeilen, welche vielleicht die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zogen, dort aber mit Sicherheit keinen Nutzen stifteten.

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