Abspaltung

GE Health steht vor dem Börsenstart

Die Selbstauflösung der einstigen Industrie-Ikone General Electric geht in die Umsetzung. Nach der Abspaltung des Medizintechnikgeschäfts und einem Investorentag in New York beginnt in wenigen Tagen der Handel mit Aktien von GE Healthcare. Das Energiesegment soll ebenfalls abgetrennt werden.

GE Health steht vor dem Börsenstart

hek Frankfurt

Am 4. Januar beginnt für die Medizintechnik von General Electric (GE) ein neues Kapitel. Dann startet der Börsenhandel mit Aktien von GE Healthcare an der US-Börse Nasdaq. Die Notierungsaufnahme setzt den Schlusspunkt unter die vor gut einem Jahr angekündigte Abspaltung. Das Board der Muttergesellschaft GE segnete den Spin-off Ende November endgültig ab.

Derzeit verteilt GE den größten Teil der Aktien von GE Healtcare Technologies, so der offizielle Name des Börsenneulings, an ihre Anteilseigner. Für je drei GE-Aktien erhalten sie eine Aktie von GE Health. Stichtag für diese Buchung war der 16. Dezember. Aber nicht alle Aktien werden weitergereicht. GE behält bis zu 19,9% an GE Healthcare.

Das Energiegeschäft steht ebenfalls vor dem Spin-off. Damit lebt das einst weit verzweigte Industriekonglomerat als auf Luftfahrt und Rüstung fokussiertes Unternehmen (GE Aerospace) weiter. Das Energiesegment, zu dem auch die Erneuerbaren-Sparte gehört, heißt inzwischen GE Vernova. Es soll 2024 abgetrennt werden.

Über viele Jahre war GE gemessen an der Marktkapitalisierung das wertvollste Unternehmen weltweit. Der langjährige CEO Jack Welch war der Management-Guru schlechthin. Der ab 1981 amtierende Unternehmenschef verwandelte GE durch viele Zukäufe in ein riesiges Konglomerat, das nach seinem Abtritt 2001 sukzessive wieder abgewickelt wurde. Die Selbstauflösung markiert nun das endgültige Ende einer Ikone der amerikanischen Industrie. Aus GE entstünden drei unabhängige, branchenführende Unternehmen mit Investment-Grade-Rating, sagt Konzernchef H. Lawrence Culp.

Große installierte Basis

GE Health steht für 18 Mrd. Dollar Jahresumsatz und weltweit mehr als 4 Millionen Installationen, nach eigenen Angaben die weltweit größte installierte Basis. Etwa 50% der Erlöse entfallen auf wiederkehrende Einnahmen, etwa durch Wartung, Softwareupdates und den Verkauf von Verbrauchsmaterialien oder Zusatzleistungen. In Forschung und Entwicklung (F+E) fließen jährlich rund 1 Mrd. Dollar. Das weltweit adressierbare Marktvolumen gibt das Unternehmen mit 84 Mrd. Dollar im Jahr 2021 an. Es soll bis 2025 auf 100 Mrd. Dollar wachsen.

In den ersten drei Quartalen 2022 kam GE Health auf 13,4 Mrd. Dollar Umsatz, das organische Wachstum lag laut Firmenangaben bei 6%. Gut die Hälfte der Erlöse erwirtschaftete die Sparte Bildgebung, den Rest teilen sich die drei Bereiche Ultraschall, Patientenbetreuung und pharmazeutische Diagnostik. GE Health baut Computer- und Magnetresonanztomografen, Ultraschall- und Röntgengeräte, deckt diagnostische und invasive Kardiologie sowie Intensivbeatmung ab und verkauft Kontrastmittel sowie Healthcare-IT.

Als wichtigste Wettbewerber gelten die Medizintechnikkonzerne Siemens Healthineers und Philips, die ebenfalls aus Industrie-Konglomeraten hervorgegangen sind. Dieser Dreikampf betrifft vor allem den Kernmarkt Bildgebung, in den anderen Segmenten ist die Wettbewerbslandschaft vielfältiger.

Strategie und Finanzziele hat das Management vor drei Wochen auf einem Investorentag in New York präsentiert. Als Ziel hat CEO Peter Arduini ausgegeben, die Zukunft des Gesundheitswesens als globaler Marktführer bei der Bereitstellung individualisierter Versorgung voranzubringen. Neben der Personalisierung steht für ihn die Digitalisierung im Mittelpunkt.

Das mittelfristige Margenziel siedelt GE Health im hohen Zehnerbereich bis 20% an, bezogen auf das adjustierte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit). In den Jahren 2019 bis 2021 seien zwischen 15 und 18% Umsatzrendite erzielt worden.

Mindestens 85% des Gewinns sollen laut CFO Helmut Zodl im frei verfügbaren Cashflow ankommen. Die Mittelzuflüsse will der Finanzchef in Schuldentilgung sowie in organisches Wachstum und in Akquisitionen stecken.

Die verstärkte Fokussierung und die Agilität als selbständiges Unternehmen ermöglichten einen Wachstumsschub und solide Mittelüberschüsse, versichert das Management. Zodl hebt außerdem das Liquiditätspolster aus 1,8 Mrd. Dollar Cash und verfügbaren Kreditlinien von 3,5 Mrd. Dollar hervor.

Als Ansatzpunkte für die angestrebte Margenausweitung nennt Arduini strategische Preisgestaltung, höhermargige Produkte und eine Vereinfachung der Produktlinien.

Das Umsatzwachstum will GE Health von 3% in den Jahren 2019 bis 2021 in den mittleren einstelligen Prozentbereich hieven. Dazu sollen neue Produkte, digitale Lösungen, operative Optimierungen, fortgesetzte F+E-Investitionen und eine solide Marktnachfrage beitragen.

Für 2022 stellt GE Health mindestens 2,7 Mrd. Dollar bereinigtes Ebit sowie zwischen 1,8 Mrd. und 2,0 Mrd. Dollar freien Cashflow in Aussicht. Die adjustierte Ebit-Marge siedelt der Konzern bei 15% an. Der Ausblick stehe im Einklang mit der Guidance von GE für das Healthcare-Segment, heißt es.

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