Karl-Ludwig Kley

Immer Ärger mit der Politik

Die Pläne der Lufthansa zur Auszahlung von Millionen-Boni an das Management könnten dem Aufsichtsratsvorsitzenden Karl-Ludwig Kley sowie Konzernchef Carsten Spohr einen anstrengenden Jahresauftakt bescheren.

Immer Ärger mit der Politik

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Dass die Lufthansa in der Corona-Pandemie kurz vor der Pleite stand, daran gibt es keinen Zweifel. Doch obwohl es damals durchaus ein Kampf gegen die Zeit war, ließen die Lufthansa-Verantwortlichen nichts unversucht, um den staatlichen Einfluss im Zusammenhang mit dem Rettungspaket zu begrenzen. An vorderster Front Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley, dem der Einstieg des Staates mit rund 20 % entschieden gegen den Strich ging. „Wir hätten uns ein anderes Vorgehen des Staates gewünscht“, hatte der ehemalige Merck-Chef bei der außerordentlichen Lufthansa-Hauptversammlung Ende Juni 2020 gesagt. „Aber das, was wir in den Verhandlungen erreichen konnten, war angesichts der Situation sehr beschränkt.“ Allerdings hatten die Verantwortlichen aus der Lufthansa-Führung zeitweise wohl den Eindruck erweckt, die Politik könne sich glücklich schätzen, dass sie die Lufthansa retten darf. Fingerspitzengefühl hat man damit nicht bewiesen, was das Verhandlungsklima zumindest belastet haben dürfte.

Zweieinhalb Jahre später ist der staatliche Aktionär eigentlich längst abgeschüttelt. Doch sein langer Arm reicht bis in die Gegenwart. Zumindest muss es Kley so vorkommen. Denn kaum waren die Pläne für die Boni-Zahlungen an das Lufthansa-Management kurz vor Weihnachten publik geworden, meldete sich die Berliner Politik zu Wort. Die Bundesregierung lehnt Pläne der Lufthansa zur Auszahlung von Millionen-Boni laut Regierungssprecher Steffen Hebestreit ab. Man werde das mit der Lufthansa besprechen. Dabei seien „interessante rechtliche Fragen zu klären“. Es könnte ein anstrengender Jahresauftakt werden für Kley und Lufthansa-Chef Carsten Spohr.

Dass das Vorgehen rund um die Bonuszahlungen Fragen aufwerfen könnte, wird Jurist Kley klar gewesen sein, nicht umsonst hat der Aufsichtsrat ein Gutachten zu dem Thema erstellen lassen, um sich abzu­sichern. Grundsätzlich kann der 71-Jäh­rige Einmischung von außen nicht leiden, schon gar nicht aus der Politik. Er selbst mischt sich aber sehr gerne ein und hält dabei auch mit Ratschlägen in Richtung politischer Entscheidungsträger nicht hinter dem Berg. Zuletzt hatte Kley, der neben dem Aufsichtsrat von Lufthansa auch das Kontrollgremium von Eon führt, empfohlen, Gas im Fall eines Mangels erst bei den Privaten und dann erst bei der Industrie abzuschalten.

Die Amtszeit des ehemaligen Merck-Chefs und früheren Lufthansa-Finanzvorstands bei der Flug­gesellschaft läuft noch bis zur Hauptversammlung 2023. Dann wird Kley fast 72 Jahre alt sein. Grund genug, dass er dann an einen Nachfolger übergibt − denn im Anforderungsprofil für Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Lufthansa AG heißt es, dass zur Wahl in den Aufsichtsrat im Grundsatz keine Personen vorgeschlagen werden sollten, die das 72. Lebensjahr bereits vollendet haben. Indes ist die Situation bei der Fluggesellschaft derzeit so, dass ein geordneter Übergang herausfordernd werden könnte. Denn die Belastungen aus der Corona-Pandemie sind noch längst nicht verdaut, wenn man sich alleine die deutlich gestiegene Verschuldung ansieht.

In einer solchen Gemengelage den Posten abzugeben, das passt nicht zu Kley, der die Fäden gerne selbst in der Hand hält und der zudem vermutlich davon überzeugt ist, keiner könne die Lufthansa besser kontrollieren als er − nicht umsonst hatte er sich vor einigen Jahren via Zeitungsinterview als Nachfolger des damaligen Oberkontrolleurs Wolfgang Mayrhuber selbst ins Spiel gebracht.

Schon länger ist darüber spekuliert worden, dass Kley sein Mandat noch einmal verlängern könnte, allerdings wahrscheinlich nicht für eine volle Amtszeit von fünf Jahren. Das Anforderungsprofil, siehe oben, gilt ja nur im Grundsatz, aber keine Regel ohne Ausnahme. Anders als Kley im Falle Mayrhuber hat sich auch bisher kein möglicher Nachfolger aus der Deckung gewagt. Als potenzieller Kandidat gilt zwar der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders, allerdings soll es dagegen Widerstand in der Arbeitnehmerschaft geben.

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