Tech-Baisse

Instacart verschiebt Börsengang

Der US-Lebensmittelbringdienst Instacart musste seine Bewertung erst kürzlich zum dritten Mal in diesem Jahr senken. Nun will das Management mit seinen Börsenplänen offenbar doch erstmal abwarten, bis sich die Wetterlage an den Märkten verbessert hat.

Instacart verschiebt Börsengang

kro Frankfurt

Das größte Online-Lebensmittellieferunternehmen der USA, Instacart, legt seine IPO-Pläne wegen der volatilen Marktsituation laut Insidern vorerst auf Eis. Der Börsengang sei zwar weiterhin nicht ausgeschlossen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Dass es noch in diesem Jahr dazu kommt, sei aber extrem unwahrscheinlich. Dabei war das 2012 gegründete Start-up mit dem Möhren-Logo und Sitz in San Francisco überhaupt nur eines von wenigen Tech-Unternehmen, das sich trotz der zunehmenden Investorenzurückhaltung an den Märkten bis zuletzt den Gang aufs Parkett noch 2022 zum Ziel gesetzt hatte. Die Bewertung musste es allerdings erst vor wenigen Tagen zum dritten Mal in diesem Jahr senken, auf etwa 13 Mrd. Dollar. Im Vergleich zum März vergangenen Jahres, als der Wert von Instacart im Rahmen einer Finanzierungsrunde auf 39 Mrd. Dollar geschätzt wurde, sind das 67 % weniger.

Instacart wollte die Nachricht zunächst nicht kommentieren. Das Unternehmen hatte seine Unterlagen für ein IPO im Mai vertraulich bei der SEC eingereicht. Das bedeutet, dass bestimmte Daten zum Geschäft vorerst noch nicht offengelegt werden müssen und dass der Börsengang auch nicht zwangsläufig umgesetzt werden muss. Der „New York Times“ zufolge wollte Instacart ihre Finanzkennziffern dennoch eigentlich in dieser Woche veröffentlichen und damit den Prozess offiziell einleiten. Das Start-up sei bei dem Vorhaben von Goldman Sachs und J.P. Morgan unterstützt worden.

Der Plan wurde nun gestoppt. Eine Sprecherin des Unternehmens verriet der Zeitung, dass der Umsatz von Instacart im dritten Quartal im Vergleich zum Vorjahr um über 40 % gestiegen sei. Der Nettogewinn habe sich daneben im Vergleich zum Vorquartal verdoppelt. Genaue Zahlen wurden aber nicht genannt. In einem Mitarbeiter-Meeting Anfang des Monats hatten die Führungskräfte auch schon betont, dass die Fundamentaldaten von Instacart solide seien und der Börsengang dann kommen soll, wenn sich die wirtschaftlichen Bedingungen im Markt verbessern, wie Bloomberg berichtet. Die maue Entwicklung anderer junger Tech-Unternehmen, die in der Vergangenheit an die Börse gegangen waren, dürfte zu der Entscheidung beigetragen haben. Beim 2013 gegründeten US-Essenslieferdienst Doordash etwa, der Ende 2020 erfolgreich aufs Parkett kam, hat sich der Kurs im Vergleich zum Ausgabepreis mehr als halbiert.

Mit dem Rückzieher von Instacart trocknet der US-Markt für Aktienemissionen nun noch weiter aus. Laut EY war der Börsenplatz im dritten Quartal im Vergleich zu anderen Märkten besonders stark von der aktuellen Flaute betroffen, mit einem Rückgang der Börsengänge gegenüber dem Vorjahr um 69 % auf 32.

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