IW-Umfrage

Konjunkturelle Skepsis verbreitet

Einer Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts IW zufolge rechnet die Mehrheit der deutschen Wirtschaftsverbände 2023 mit Geschäftseinbußen. Es gibt aber auch positive Signale.

Konjunkturelle Skepsis verbreitet

rec Frankfurt

Ungeachtet manch positiver Konjunktursignale hat sich in der deutschen Wirtschaft Skepsis mit Blick auf das kommende Jahr breitgemacht. Mehr als die Hälfte der vom Wirtschaftsforschungsinstitut IW befragten Verbände rechnet 2023 mit einem Geschäftsrückgang. Zum gleichen Zeitpunkt Ende 2021 erwartete dies kein einziger Verband (siehe Grafik). Fast vier Fünftel beurteilen die wirtschaftliche Lage schlechter als vor einem Jahr. Die Beschäftigungslage gilt hingegen als stabil.

Die jährliche Umfrage des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) bestätigt die Erwartung, dass Deutschland eine Rezession bevorsteht. Das vom Ifo-Institut ermittelte Geschäftsklima hatte zuletzt Hoffnung verbreitet, dass es mit der deutschen Wirtschaft wieder bergauf geht und der Abschwung mit Blick auf das kommende Jahr nicht so tief ausfällt wie befürchtet. Erste Ökonomen erkennen bereits eine Trendumkehr, etliche haben ihre Prognosen vor Weihnachten erhöht. Das IW bezeichnet indes die Lage als trübe. Das präge auch die Erwartungshaltung in den meisten Verbänden. Die globalen Produktions- und Zuliefernetzwerke seien unvermindert anfällig für Störungen. Während die Gasspeicher nach der Kältewelle inzwischen wieder voller werden und die Preise für Gas und Strom sinken, gelten die Sorgen bereits der Energieversorgung im nächsten Winterhalbjahr 2023/24. Angesichts des Ukraine-Kriegs, der Probleme mit Energie und Rohstoffen sowie der hohen Inflation hätten sich auch die Aussichten für die Weltkonjunktur eingetrübt, so das IW.

Kein Investitionseinbruch

Die Folge: 30 von 49 Verbänden rechnen 2023 mit geringerer Produktion. „Der breite Optimismus, der für das Jahr 2022 bestanden hat, ist in der aktuellen Befragung der Wirtschaftsverbände mit Blick auf 2023 verschwunden.“

Der Umfrage aus der ersten Dezemberhälfte lassen sich aber auch Hoffnungsschimmer entnehmen. Das betrifft einerseits die Investitionsbereitschaft. Zwar rechnen 17 Verbände mit rückläufigen Investitionen. Fast die Hälfte äußert hingegen die Erwartung, dass die Unternehmen ihre Investitionen auf aktuellem Niveau verstetigen, und immerhin acht rechnen mit steigenden Investitionen. Deshalb steht dem IW zufolge nicht zu befürchten, dass die Investitionen einbrechen. Erfreulich ist aus Sicht des IW auch, dass sich die pessimistischen Erwartungen zur Produktion nicht in den Beschäftigungsplänen niederschlagen. Lediglich knapp ein Drittel der Verbände geht mit der Erwartung ins kommende Jahr, dass die Unternehmen im Saldo Personal abbauen werden. Fast die Hälfte rechnet mit einer stabilen Beschäftigungslage. In neun Branchen ist der IW-Umfrage damit zu rechnen, dass die Firmen personell aufstocken. „Die erkennbare Stabilität am deutschen Arbeitsmarkt wirkt als ein wichtiger konjunktureller Anker“, heißt es beim IW. Das stabilisiere den Konsum.

Einer Reuters-Umfrage zufolge haben sich die akuten Sorgen um die Konjunktur bei führenden Wirtschaftsvertreten etwas gelegt. Der Chef des Industrieverbandes BDI, Siegfried Russwurm, erwartet diesen Winter „nur einen leichten Einbruch“. Das Wachstum werde bis 2024 aber eher verhalten ausfallen. Peter Adrian, Chef des Deutschen Industrie- und Handelskammertags, erkennt viele Anzeichen, dass sich die Lieferkettenstörungen allmählich legen. Mit einer echten konjunkturellen Belebung sei aber frühestens in der zweiten Jahreshälfte zu rechnen. Das Deutsche Handwerk kann nach Angaben von Verbandschef Holger Schwannecke bis zum Beginn des Frühjahrs von bestehenden Aufträgen zehren, es kämen allerdings „merklich weniger Aufträge herein“.

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