Indien

Milliardär Adani weist Betrugsvorwürfe zurück

Vor einer Woche war Gautam Adani (60) hinter Bernard Arnault und Elon Musk als Inder der einzige Nicht-Westler in den Top 10 der Milliardäre und der drittreichste Mensch der Welt. Doch sein Vermögen schrumpfte laut dem Billionaire Index von Bloomberg allein am Freitag um 20,8 Mrd. Dollar, er fiel auf Rang 7 zurück.

Milliardär Adani weist Betrugsvorwürfe zurück

Von Martin Fritz, Tokio

Vor einer Woche war Gautam (60) hinter Bernard Arnault und Elon Musk als Inder der einzige Nicht-Westler in den Top 10 der Milliardäre und der drittreichste Mensch der Welt. Doch sein Vermögen schrumpfte laut dem Billionaire Index von Bloomberg allein am Freitag um 20,8 Mrd. Dollar, er fiel auf Rang 7 zurück. Der Börsenwert seiner Firmen sank in drei Tagen um 71 Mrd. Dollar. Auch die Kurse der Dollar-Anleihen seiner Gruppenfirmen verloren stark an Wert.

Der Ausverkauf setzte sich am Montag fort. Die Kurse der meisten Gruppenfirmen gaben nach. Adani Green Energy verloren über 18 %, Adani Transmission und Adani Total Gas sackten um das erlaubte Limit von 20 % ab. Nur die Muttergesellschaft Adani Enterprises kam mit einem Plus von 4,8 % glimpflich davon. Doch die Einbrüche erschütterten das Vertrauen vieler ausländischer Investoren in Indien, die dort bis vor kurzem hohe Gewinne erzielen konnten.

Der Grund: Der US-Fonds Hindenburg Research aus New York hatte Adani vergangene Woche beschuldigt, seinen Aktienkurs mit Hilfe von Scheinfirmen manipuliert zu haben. Die indische Gruppe habe „über Jahrzehnte hinweg Aktienmanipulation und Bilanzfälschung betrieben“, erklärte Hindenburg. Der Börsenwert von sieben Adani-Firmen sei in drei Jahren im Schnitt um 819 % gestiegen, obwohl sie „substanzielle Kredite“ aufgenommen und dafür hoch bewertete Aktien als Sicherheit geboten hätten.

Deswegen spekuliert Hindenburg nach eigenen Angaben nun auf einen fallenden Börsenwert der Adani-Unternehmen über in den USA gehandelte Anleihen und Derivative. Die Vorwürfe wirkten sich offenbar direkt auf die für Dienstag geplante Emission neuer Aktien der Konzernmutter aus. Am Montagvormittag hatten Anleger nach Angaben der Börse in Mumbai erst 600 000 der 45,5 Millionen neuen Scheine gezeichnet. Damit wollte die Gruppe eigentlich 2,45 Mrd. Dollar einnehmen.

Der Aufstieg von Adani zu einem der mächtigsten Unternehmen in Indien ist eng mit der Karriere des Hindu-Politikers Narendra Modi verbunden, der Indien seit Mai 2014 als Premierminister regiert. Adani und Modi stammen beide aus dem westindischen Bundesstaat Gujarat, Adani betreibt dort den größten privaten Hafen Indiens. Die Immobilie konnte der Inder extrem günstig leasen und den Grund und Boden mit genauso extremen Aufschlägen an andere Unternehmen weitervermieten.

Adani verließ die Schule ohne Abschluss und sortierte als 16-Jähriger zunächst Diamanten. Dann übernahm er die Führung einer Importfirma für PVC, die sein älterer Bruder gekauft hatte. Im Zuge der wirtschaftlichen Liberalisierung ab 1991 begann er mit Metallen, Textilien und Agrarwaren zu handeln. Seine Gruppe ging 1994 an die Börse. Aber die Umsätze explodierten erst, nachdem Modi den Bundesstaat Gujarat regierte.

Für seine Kohlekraftwerke in Indien kaufte Adani Bergwerke in Indonesien und Australien. Vor zwölf Jahren erwarb er sogar einen Verladehafen für Kohle im australischen Queensland. Mit Investitionen in Flughäfen, Medien, Zement und Speiseöl wurde seine Gruppe zu einem Symbol für Indiens nationale Ambitionen. Doch während der Expansion explodierten auch ihre Schulden.

Adani wies die Vorwürfe aus den USA am Wochenende zurück. In einem 54-seitigen Bericht mit rund 350 Seiten an Anmerkungen hieß es, die Behauptungen seien „nichts als eine Lüge“. Es handele sich um einen „kalkulierten Angriff“ auf Indien und seine Ambitionen, erklärte Adani. Darauf antwortete Hindenburg Research am Montag, die Aussagen der Gruppe hätten „unsere Befunde weitgehend bestätigt und unsere Schlüsselfragen ignoriert“. Adani würde sich in die indische Flagge hüllen, aber die Nation systematisch ausplündern. „Betrug ist Betrug, auch wenn er von einem der reichsten Menschen der Welt begangen wird“, bekräftigte der US-Fonds.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.