Onshore-Windkraft

Nordex hält Verlust für denkbar

Der Windturbinenbauer Nordex setzt sich für das laufende Jahr eine breite Margenspanne von minus 2 bis plus 3 % vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen. Investoren zeigen sich enttäuscht.

Nordex hält Verlust für denkbar

hek Frankfurt

Der Windturbinenbauer Nordex hält einen operativen Verlust auch im laufenden Jahr für denkbar. Das geht aus dem Ausblick für 2023 hervor. Demnach soll sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zwischen minus 2 und plus 3 % des Umsatzes bewegen. Das obere Ende zeige, was das Unternehmen leisten könne, während der untere Bereich den Risiken Rechnung trage, sagt CEO José Luis Blanco in Gespräch mit der Börsen-Zeitung.

Der Ausblick reflektiere das angespannte Marktumfeld. Als Risikofaktoren nennt der Vorstandschef insbesondere die Inflation in Europa und instabile Lieferketten. Zwar sei die Logistik stabiler geworden, aber viele Lieferanten kämpften mit zusätzlichen Kosten. Gerade in Europa stünden die Lieferketten aufgrund der Inflation unter Druck. In Asien kehre die Lage zur Normalität zurück, hier sei die Inflation unter Kontrolle.

Nach Ansicht von Investoren spricht die breite Zielspanne nicht für große Überzeugung. Laut der US-Investmentbank Goldman Sachs bleibt der Ausblick hinter den Erwartungen zurück. Die Aktie gab am Freitag bis zu 7 % nach, erholte sich aber in Tagesverlauf.

Den 2023er Umsatz veranschlagt Nordex auf 5,6 Mrd. bis 6,1 Mrd. Euro, im Vorjahr waren es 5,7 Mrd. Euro. Dabei rechnet das Management mit einer stärkeren zweiten Jahreshälfte im Vergleich zur ersten Hälfte. Voraussetzung für die Pro­gnose seien ein stabiles Makro­umfeld mit planbaren Kosten, verlässliche Lieferketten und „Preisrationalität auf den Kernabsatzmärkten“.

Preiserhöhungen

Auf die Kostensteigerungen antwortet Nordex mit Preiserhöhungen. Im vergangenen Jahr seien die Verkaufspreise im Schnitt um 20 bis 30 % angehoben worden, sagt Blanco. Zudem würden die Lieferungen aus Ländern außerhalb Europas ausgebaut, um den Inflationsdruck abzumildern. Nordex verfüge über eine ausgewogene globale Lieferkette mit substanziellen Lieferungen aus Indien und China.

Die stark gestiegenen Zinsen bereiten Blanco kein allzu großes Kopfzerbrechen. Sie träfen vorwiegend die Abnehmer, die aber ihrerseits von den hohen Strompreisen und dem Streben nach mehr Energiesicherheit profitierten. Die eigene Finanzstruktur hat Nordex Mitte 2022 durch zwei Kapitalerhöhungen verbessert und Anfang 2023 eine Hochzinsanleihe von 275 Mill. Euro mit einem Gesellschafterdarlehen zurückgezahlt, das nun in Eigenkapital umgewandelt wird.

Diese Transaktion werde derzeit umgesetzt, sagt Blanco. Die Hauptversammlung habe dem Debt-to-Equity-Swap mit 99 % zugestimmt. Infolge des Swaps steigt der Kapitalanteil des Großaktionärs Acciona von 41 auf 47 %.

Die Liquidität bezeichnet Blanco als gut, die Netto-Cashposition belief sich Ende 2022 auf 244,3 Mill. Euro. Nach Tilgung des High-Yield-Bonds seien es 577 Mill. Euro.

Zuversichtlich stimmen Blanco die politischen Initiativen in den Kernmärkten Europa und USA, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu forcieren. Deutschland und die EU bemühten sich, die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. „Das ist der entscheidende Faktor“, der überall oben auf der Agenda stehe, betont Blanco.

Der erwartete Wachstumsschub könne 2025/26 kommen, im laufenden Jahr bleibe das Wachstum noch verhalten. Am mittelfristigen Ziel von 8betont Blanco% Ebitda-Marge hält Blanco fest. Diese Marke solle früher als in fünf Jahren erreicht werden.

Tief im roten Bereich bewegt sich der Free Cashflow (−513,9 Mill. Euro im Jahr 2022). Unter dem Strich stehen 497,8 (2021: −230,2) Mill. Euro Fehlbetrag. Somit sackte die Eigenkapitalquote auf 18,5 (25,9) % ab.

Nordex hat im vergangenen Jahr 1129 Windkraftanlagen in 19 Ländern mit 5,2 Gigawatt Gesamtnennleistung installiert. Den globalen Marktanteil in der Onshore-Windkraft gibt der Konzern mit 15,3 % an, was Platz 3 bedeute. In Europa sieht sich Nordex als Nummer 2, in Amerika als Nummer 4.

Nordex
Konzernzahlen nach IFRS
in Mill. Euro20222021
Umsatz56945444
Ebitda−24453
 in % des Umsatzes−4,31,0
Ebit-Marge *−7,4−1,8
Konzernergebnis−498−230
Investitionen205169
Free Cashflow−514–25
Netto-Cash244424
*) bereinigt um Kaufpreisallokation Börsen-Zeitung
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