Energieversorgung

RWE baut Wasser­stoffkraftwerke

Seit Russlands Gaslieferstopp ist Norwegen bereits Deutschlands wichtigster Gaslieferant. Jetzt wird das skandinavische Land auch ein bedeutender Wasserstoffversorger. Der deutsche Stromkonzern RWE will mit dem norwegischen Ölkonzern Equinor Wasserstoffkraftwerke und eine 3 Mrd. Euro teure Pipeline bauen.

RWE baut Wasser­stoffkraftwerke

cru Frankfurt

Im März 2022 hatten Deutschland und Norwegen erklärt, dass sie den Bau einer Wasserstoffpipeline in Erwägung ziehen würden, die die beiden Länder miteinander verbindet. Die Kosten werden auf 3 Mrd. Euro geschätzt. Jetzt ist die Entscheidung getroffen: Der deutsche Stromkonzern RWE und der norwegische Ölkonzern Equinor, mehrheitlich in Staatsbesitz, wollen gemeinsam wasserstofftaugliche Gaskraftwerke („H2ready“) in Deutschland und eine wasserstofftaugliche Gaspipeline von Norwegen nach Deutschland bauen.

Über diese will Equinor zunächst Erdgas und später aus erneuerbaren Energien erzeugten Wasserstoff nach Deutschland an RWE liefern. Beide Unternehmen unterschrieben dafür in Oslo eine Absichtserklärung. Konkrete Schritte sollen in den nächsten Monaten folgen. Als möglicher Investor für die Pipeline gilt der norwegische Gasleitungsbetreiber Gassco.

„Die Zusammenarbeit hat das Potenzial, Norwegen zu einem wichtigen Wasserstofflieferanten für Deutschland und Europa zu machen“, sagte Anders Opedal, Vorstandschef von Equinor.

Die Verbindung werde wahrscheinlich zunächst „blauen“ Wasserstoff transportieren, der durch die Umwandlung von Erdgas und die Abtrennung des dabei entstehenden Kohlenstoffs hergestellt wird, sagte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck in Oslo. Wasserstoff, der mit Strom aus Meereswindparks ge­macht wird, kann später in die Pipeline eingespeist werden, so dass diese dann auch „grünen“ Wasserstoff transportieren würde, der mit Ökostrom hergestellt wird.

Der Plan soll Deutschland dabei helfen, bis 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen. Bislang hat die Bundesregierung das Jahr 2038 als Ausstiegsdatum festgelegt. Nach Schätzungen der Deutschen Energie-Agentur (Dena) und des Stromverteilnetzkonzerns Eon könnte Deutschland vor diesem Hintergrund bis 2030 rund 66 Terawattstunden Wasserstoff benötigen.

Um dieses Ziel zu erreichen, wird Deutschland wahrscheinlich viel Wasserstoff importieren müssen. Nach Angaben der European Hydrogen Backbone Initiative hat Norwegen das Potenzial, bis 2030 bis zu 50 Terawattstunden grünen Wasserstoff zu erzeugen.

Die Bundesregierung will mehr als 10 Mrd. Euro im Rahmen eines Subventionsprogramms für saubere Energie ausgeben, das den Einsatz von Wasserstoff und Technologien zur Kohlenstoffabscheidung fördert.

Erwogen werden Optionen für die unterirdische Kohlenstoffspeicherung, um Industrien wie Stahl, Aluminium und Zement umweltfreundlicher zu machen. Die Technologie ist in Deutschland sehr umstritten und wurde bisher vor allem wegen des lokalen Widerstands für die kommerzielle Nutzung verboten.

Nach dem praktisch völligen Stopp russischer Erdgaslieferungen ist Norwegen zum wichtigsten Versorger für Deutschland aufgestiegen. Ein Drittel des deutschen Bedarfs kommt von dort.

Equinor will nun die neue Chance nutzen und plant in Norwegen Investitionen für die Produktion von Wasserstoff für Europa. Die Kapazität soll bis 2030 zunächst 2 Gigawatt „blauen“ Wasserstoff aus Erdgas und bis 2038 bis zu 10 Gigawatt umfassen. RWE würde den Wasserstoff dann zur Stromproduktion nutzen. Zudem wollen RWE und Equinor bei der Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff zusammenarbeiten, der aus Windkraft auf See entstehen soll.

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