Quellcode geleakt

Twitter kämpft mit Sicherheitslücke

Teile des Twitter-Quellcodes sind womöglich über Monate öffentlich einsehbar gewesen. Das Management fürchtet in der Folge wohl Sicherheitsrisiken. Zugleich bricht die Bewertung des Unternehmens ein.

Twitter kämpft mit Sicherheitslücke

Von Alex Wehnert, New York

Die Turbulenzen um Twitter unter der Führung von Milliardär Elon Musk setzen sich fort. Wie nun bekannt wurde, waren Teile des Quellcodes des Social-Media-Dienstes auf der Software-Entwicklungsplattform Github verfügbar – und dies möglicherweise über Monate.

Programmierer sprachen von einer tiefgreifenden Verletzung des geistigen Eigentums und der Geschäftsgeheimnisse von Twitter. Das Management fürchtet laut Insidern, dass der Code sicherheitsrelevante Informationen enthalten habe und Hackern somit ein Einfallstor bieten könne. Vertretern der Tech-Branche sind Angriffe aus dem vergangenen Jahr, bei denen Hacker Teile der Quellcodes von Microsoft und anderen Unternehmen erbeuteten, in guter Erinnerung.

Twitter steht diesbezüglich unter Druck, die Praktiken des Unternehmens in Bezug auf den Datenschutz und die Privatsphäre von Nutzern sind Gegenstand einer Untersuchung der US-Wettbewerbsbehörde FTC. Der Social-Media-Anbieter forderte Github kurz vor dem Wochenende entsprechend nachdrücklich auf, den Quelltext von der Seite zu nehmen, dem kam der Plattformbetreiber am gleichen Tag nach. Zudem will das Unternehmen über das Bezirksgericht für den nördlichen Distrikt von Kalifornien erwirken, dass Github die Person, die den Code veröffentlichte, sowie Nutzer, die diesen heruntergeladen haben, identifiziert.

Interne Untersuchung

Zugleich läuft eine interne Untersuchung – das Management geht wohl davon aus, dass die für das Datenleck verantwortliche Person Twitter im vergangenen Jahr verließ. Seit der 44 Mrd. Dollar schweren Übernahme durch Musk Ende Oktober 2022 ist die Belegschaft des Kurznachrichtendienstes um nahezu drei Viertel geschrumpft. Der Milliardär verwies im Zuge der Massenentlassungen wiederholt auf den hohen Kostendruck, der zeitweise zu Verlusten von 4 Mill. Dollar pro Tag geführt habe.

Unterdessen schmolzen die Einnahmen dahin: Das Social-Media-Netzwerk kämpft vor allem mit eingebrochenen Anzeigenerlösen, da sich viele zahlungskräftige Werbekunden in Reaktion auf das eingetrübte Konjunkturumfeld und kontroverse Äußerungen Musks von der Plattform zurückgezogen haben. Zuletzt betonte der Unternehmenseigner zwar, Twitter erhole sich finanziell, allerdings sind viele Werbekunden wohl nicht von einer Rückkehr auf die Plattform überzeugt.

Die Entwicklungen seit der Musk-Übernahme haben auch den Wert des Social-Media-Dienstes erheblich geschmälert. In einer E-Mail an Mitarbeiter schrieb der Milliardär am Freitag, das Unternehmen werde aktienbasierte Vergütungen auf Basis einer Bewertung von ungefähr 20 Mrd. Dollar zuteilen – also weniger als der Hälfte des von Musk gezahlten Kaufpreises.

Damit würde sich die Twitter-Bewertung vielmehr dem Niveau annähern, auf dem sie zum Ausgabepreis beim Börsengang im Jahr 2013 gelegen hatte. Im Februar 2021 erreichte die Marktkapitalisierung des damals börsennotierten Unternehmens noch einen Rekordwert von über 61 Mrd. Dollar. Gemäß öffentlich einsehbarer Dokumente schrieb Fidelity – einer der Investoren hinter Musks Twitter-Deal – seine ursprünglich 19,66 Mrd. Dollar schwere Beteiligung an dem Kurznachrichtendienst bereits im November um 56% ab.

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