Notenbanken

BIZ wirbt für digitales Zentralbankgeld

Rund um den Globus haben sich viele Zentralbanken dem Thema digitales Zentralbankgeld zunehmend geöffnet und ihre Arbeiten daran intensiviert. Die Zentralbank der Zentralbanken macht nun weiter Druck.

BIZ wirbt für digitales Zentralbankgeld

ms Frankfurt

Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ hat erneut ein ein­dringliches Plädoyer für die rasche Einführung von digitalem Zentralbankgeld gehalten. In einem am Dienstag vorab veröffentlichten Kapitel aus ihrem neuen Jahresbericht entwirft die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) eine „Blaupause“ und „Vision“ für das „Geldsystem der Zukunft“ – mit digitalem Zentralbankgeld als Kern und Fundament. Die jüngsten Marktturbulenzen und der Preisverfall bei den wichtigsten Stablecoins seien „eine Erinnerung daran, dass Kryptowährungen kein solides Geld sind“.

Mit dem Bericht erhöht die BIZ in der Debatte über die digitale Zukunft des Geldes den Druck auf die Notenbanken. Zwar haben sich rund um den Globus viele Zentralbanken dem Thema zunehmend geöffnet und ihre Arbeiten zuletzt intensiviert. Die Einführung scheint aber vielfach noch in weiter Ferne zu liegen, während der Boom bei privaten Digitalwährungen Sorgen um die Finanzstabilität und das staatliche Geldmonopol schürt. Unter Notenbankern ist aber umstritten, wie schnell es vorangehen sollte. Einige Kritiker stellen den Bedarf generell in Frage.

Mahnung zur Eile

Die BIZ hatte bereits in ihrem Jahresbericht im vergangenen Jahr klar für die Einführung digitalen Zentralbankgeldes plädiert und das als Be­ginn einer neuen Ära für das globale Geldsystem bezeichnet. Im September 2021 hatte dann der damalige Leiter des Innovation Hub der BIZ, Benoît Cœuré, zur Eile gemahnt. Der Zahlungsverkehr und das Finanzsystem stünden vor großen Veränderungen. Die Zentralbanken müssten handeln, solange das derzeitige System noch in Kraft sei, so Cœuré.

Mit ihrer nun formulierten „Vi­sion“ untermauert die BIZ ihre Botschaft. „Diese Vision baut auf der Grundlage des Vertrauens in die Zentralbanken auf, wobei eine digitale Version von Staatswährungen den Kern bildet.“ Ein System, das auf einem digitalen Pendant des Zentralbankgeldes beruhe, „könnte Innovation mit wesentlichen Eigenschaften wie Sicherheit, Stabilität, Rechenschaftspflicht, Offenheit und Effizienz verbinden“, so die BIZ.

Kooperation mit Privatsektor

Die BIZ argumentiert erneut, dass digitales Zentralbankgeld am besten als Teil eines „zweistufigen Systems“ funktioniere, mit einer engen Zusammenarbeit von Zentralbank und Privatsektor. „Diese Kombination könnte zu niedrigeren Kosten, größerer finanzieller Eingliederung, mehr Kontrolle der Nutzer über die Finanzdaten, verbesserter Integrität und nahtlosen grenzüberschreitenden Aktivitäten führen und dazu beitragen, die Mängel der heutigen Regelungen zu überwinden.“

„Die Metapher für das zukünftige Geldsystem ist die eines Baumes, dessen fester Stamm die Zentralbank ist. Dieser Baum verfügt über ein reichhaltiges und lebendiges Ökosystem von Dienstleistern des privaten Sektors, die den Nutzern bei der Erfüllung ihrer wirtschaftlichen Bedürfnisse helfen“, sagte Hyun Song Shin, volkswirtschaftlicher Berater und Leiter Wirtschaftsforschung der BIZ.

Die jüngsten Turbulenzen im Kryptouniversum sind laut BIZ eine Erinnerung „an die finanzielle Anfälligkeit von Kryptowährungen“. „Aber ihre tieferen strukturellen Unzulänglichkeiten sind schon seit einiger Zeit offensichtlich“, so die Experten. Kryptowährungen und Decentralized Finance (DeFi) brächten „neue Finanzrisiken“ mit sich.

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