BlackRock-Vize Hildebrand warnt vor Schuldenexzessen

Kandidat für OECD-Spitze rechnet mit Inflationsschub

BlackRock-Vize Hildebrand warnt vor Schuldenexzessen

ms/rec Frankfurt – Der Vizechef von BlackRock und Anwärter auf die OECD-Spitze Philipp Hildebrand warnt Regierungen vor grenzenlosem Schuldenmachen in der Coronakrise. Das beherzte Eingreifen gegen die Folgen der Pandemie sei zwar richtig gewesen, und die rekordniedrigen Zinsen erleichterten das, sagt Hildebrand im Interview der Börsen-Zeitung. Das müsse aber Grenzen haben, zumal sich das Umfeld schnell ändern könne. “Die Schulden dürfen nicht ins Uferlose steigen. Ich befürchte, dass die Inflationsrisiken und das Risiko steigender Zinsen unterschätzt werden.”Durch riesige Konjunkturpakete in fast allen Staaten ist die globale Verschuldung so stark angestiegen wie nie zu Friedenszeiten. Wegen der grassierenden zweiten Coronawelle legen viele Regierungen weitere Hilfen auf, auch Deutschland. Zugleich hat sich eine Debatte an der Haltung vieler Ökonomen entzündet, wonach Schulden angesichts anhaltend niedriger Zinsen kein Problem seien.Hildebrand stellt sich diesem “Zeitgeist”, wie er es nennt, jetzt entgegen. “So gut wie niemand spricht mehr von Konsolidierung, aber alle davon, fiskalisch immer weiter Gas zu geben”, sagt der Ökonom, der von 2010 bis 2012 Präsident der Schweizer Nationalbank (SNB) war und von seinem Heimatland als Kandidat für den Chefposten bei der Industrieländerorganisation OECD nominiert ist. “Die Schuldenstände werden also tendenziell weiter steigen. Aber ich mahne da zur Vorsicht.”Hildebrand geht davon aus, dass die Phase niedriger Inflation und niedriger Zinsen zu Ende geht. “Ich bin überzeugt, dass wir in Richtung eines neuen Inflationsregimes gehen, mit Inflationsraten deutlich oberhalb von 2 %”, sagt er. “Auf Sicht von drei Jahren werden wir wohl Inflationsraten von rund 3 % sehen.” Diese Erwartung begründet Hildebrand mit einer Reihe Faktoren wie einer Neuausrichtung der Globalisierung und neuen Strategien der Notenbanken.Die Perspektiven für die Weltwirtschaft schätzt Hildebrand optimistischer ein als viele Beobachter – wegen der Fortschritte in Sachen Impfstoffe. Großbritannien und die USA haben bereits mit dem Impfen begonnen. Wie gestern bekannt wurde, wird die in der EU zuständige Behörde ebenfalls vor Weihnachten ihre für die Zulassung entscheidende Studie zum Impfstoff der Mainzer Firma Biontech veröffentlichen. – Interview Seite 4