Euro-Konjunktur

Börsianer starten zuversichtlich ins neue Jahr

Das Sentix-Konjunkturbarometer für den Euroraum legt unerwartet zu – doch altbekannte Probleme haben einen gewissen Bremseffekt. Vom Euro-Jobmarkt gibt es derweil ebenfalls positive Signale.

Börsianer starten zuversichtlich ins neue Jahr

ba Frankfurt

Finanzmarktexperten sehen die Konjunktur in Euroland zu Jahresbeginn in einer Stabilisierungsphase. Trotz neuer Virusvarianten und steigender Infektionszahlen gingen die Börsianer nicht davon aus, dass die Wirtschaftsdynamik abreiße, schlussfolgert Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy aus den Ergebnissen der monatlichen Umfrage unter 1163 institutionellen und Privatanlegern. Dass die Arbeitslosenquote im Euroraum im November auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 gesunken ist, spricht ebenfalls für eine gewisse Stabilisierung, allerdings handelt es sich um einen nachlaufenden Indikator.

Das vom Analysehaus Sentix erhobene Konjunkturbarometer für den Euroraum legte im Januar überraschend um 1,4 auf 14,9 Punkte zu und hat den Einbruch vom Dezember zumindest teilweise wettgemacht, als der Stimmungsindikator auf den niedrigsten Stand seit April eingebrochen war (siehe Grafik). Ökonomen hatten hingegen einen weiteren Rückgang erwartet, und zwar auf 12,0 Zähler. Die aktuelle Lage wurde besser als im Vormonat eingeschätzt, wohingegen die Erwartungen für die kommenden sechs Monate etwas ungünstiger beurteilt wurden.

Hussy machte als Bremseffekt die alten Probleme aus dem Jahr 2021 aus, die erhalten geblieben sind: Die Lieferengpässe und die anhaltend hohe Inflation würden den Unternehmen weiter schwer zu schaffen machen. Im Dezember hat die Inflation in der Eurozone unerwartet nochmals zugelegt, auf das Rekordniveau von 5,0%. Daher wachsen zunehmend die Zweifel, ob der hohe Preisdruck wirklich nur temporär ist, wie es bei der Europäischen Zentralbank (EZB) immer noch heißt. Ein Absinken der Inflationsraten wird zwar erwartet, doch könnte sich dies wegen der kräftigen Preissteigerungen für Energie und des Lieferkettenstresses länger als erwartet hinziehen.

Für die deutsche Konjunktur zeigt die Umfrage ein ganz ähnliches Bild: Für die Erwartungskomponente er­gibt sich eine Stagnation, der Lage­index steigt an, so dass auch der Gesamtindex zulegt. Dies wird gemeinhin als positives Signal für die ZEW-Umfrage in der nächsten und den Ifo-Geschäftsklimaindex in der übernächsten Woche gesehen.

Der Euro-Arbeitsmarkt zeigt sich derweil weiter robust. Laut dem Statistikamt Eurostat ist die Arbeitslosenquote wie erwartet um 0,1 Prozentpunkte auf 7,2 % gefallen. Niedriger lag sie zuletzt mit 7,1% im März 2020. Im November waren 11,829 Millionen Menschen im gemeinsamen Währungsgebiet arbeitslos gemeldet. Das sind 222000 weniger als im Monat zuvor. Gegenüber November 2020 sank die Zahl der arbeitslosen Personen im Euroraum um 1,411 Millionen. Allerdings, so zeigt das European Labour Market Barometer, dürfte der Abwärtstrend der Arbeitslosigkeit zumindest vorerst zum Stillstand kommen. Im Dezember verzeichnete das Frühbarometer den zweitstärksten Rückgang nach April 2020.

Für November verzeichnet Eurostat aber auch mit Blick auf die Jugendarbeitslosigkeit nochmals Fortschritte: So waren im November 2,313 Millionen Personen im Alter unter 25 Jahren arbeitslos. Die Jugendarbeitslosenquote liegt damit bei 15,5%. Im Oktober waren es noch 15,8%. Im Vergleich zu Oktober sank die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen um 37000 und im Jahresvergleich um 188000. Unter den Euro-Ländern ist die Arbeitslosenquote weiter in den tourismusabhängigen Ländern am höchsten, etwa in Spanien (14,1%) oder Griechenland (13,4%).

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