Sentix-Konjunkturerwartungen

Börsianer verharren im Pessimismus

Der Sentix-Konjunkturindex zeugt im Oktober vom anhaltenden Pessimismus der Börsianer. Vor allem im Euroraum und in Deutschland ist die konjunkturelle Lage schwierig.

Börsianer verharren im Pessimismus

Börsianer verharren im Pessimismus

Sentix: Rezessive Tendenzen bleiben bestehen – Wirtschaft in Japan und den USA "erstaunlich robust"

ba Frankfurt

Börsianer zeigen sich angesichts der globalen Abkühlungstendenzen auch zu Beginn des dritten Quartals skeptisch. Die Sentix-Konjunkturumfrage zeigt, dass Osteuropa ebenso wie der Euroraum sowie deren größte Volkswirtschaft in der Rezession stecken. Etwas besser sieht es für die USA und Japan aus, wo der Indikator eine wirtschaftliche Abkühlung andeutet. Für das globale Aggregat wird ein leichter Abschwung prognostiziert.

Negatives Momentum sinkt

Der Konjunkturindikator für die Euro-Wirtschaft fiel im Oktober um 0,4 auf minus 21,9 Punkte und liegt damit nur mehr knapp über dem Jahrestief vom Juli 2023. Ökonomen hatten ein stärkeres Abrutschen auf minus 24,0 Zähler prognostiziert. Die aktuelle Lage wurde so schwach bewertet wie zuletzt im November 2022. "Die rezessiven Tendenzen in der Wirtschaft bleiben damit weiter bestehen", kommentierte dies Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. Als "moderaten Lichtblick" bezeichnete er die Erwartungswerte, die auf den höchsten Stand seit April gestiegen sind. Eine Trendwende leite sich aus dieser Verbesserung jedoch noch nicht ab, mahnt Hübner. "Allenfalls bedeutet dies eine Abnahme des negativen Momentums." Ein negativer Erwartungswert – aktuell sind es minus 16,8 Punkte – bedeute nämlich, dass die 1.220 befragten Anleger die Wirtschaft in sechs Monaten schwächer einschätzen, als sie die aktuelle Lage bewerten.

Mit Blick auf die Europäische Zentralbank (EZB) stellt Hübner fest, dass zu dem ernüchternden Befund eines anhaltend schwierigen „weiter so“ beitrage, dass der EZB aus Sicht der Anleger aktuell die Hände gebunden seien. "Das übliche Reaktionsmuster, dass die Notenbank einer schwächelnden Wirtschaft unter die Arme greift, ist aktuell noch nicht zu erkennen" – obwohl sich die Zeichen mehrten, dass die Inflation als negativer Einflussfaktor an Bedeutung verliere.

Für Deutschland zeichnen die Umfrageergebnisse ein ähnliches Bild wie für Euroland: Die konjunkturelle Lage bleibe angespannt und die deutsche Wirtschaft in einer rezessiven Phase. Die Lage wurde so schwach wie zuletzt während des Corona-Lockdowns im Juli 2020 bewertet. Die Erwartungswerte sind trotz einer moderaten Verbesserung "nach wie vor deutlich negativ", wie das Analysehaus weiter mitteilte.

Abkühlungstendenzen dominieren

Insgesamt befinde sich "die Weltwirtschaft auch am Beginn des Herbstes auf der Nordhalbkugel in einer schwierigen Situation", betonte Hübner. In sämtlichen Regionen dominierten die Abkühlungstendenzen, eine positive Trendwende sei nirgends zu entdecken. Die US-Konjunktur bleibe vergleichsweise robust, verliere aber an positivem Momentum. Die restriktive Geldpolitik wirke langsam, aber beständig auf die Konjunktur ein. Japans Wirtschaft sei "erstaunlich robust", da die Inflation – wohl auch wegen der vergleichsweisen geringen Abhängigkeit von Energieimporten – weniger belastend wirke und die schwache Währung den Export stabilisiere, wie der Sentix-Geschäftsführer erklärte.

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