China-Konjunktur

Chinas Industrie tritt auf der Stelle

Chinas Industriesektor hat auch im Februar wenig Schwung gezeigt. Auf der Suche nach neuen Impulsen richten die Marktteilnehmer ihr Augenmerk auf den am Dienstag beginnenden Pekinger Volkskongress.

Chinas Industrie tritt auf der Stelle

Chinas Industrie tritt auf der Stelle

PMI-Daten zeigen Belebung bei Diensten – Volkskongress weckt Hoffnung auf neue Stimuli  

nh Schanghai

Chinas neue Einkaufsmanagerdaten für den Monat Februar lassen keine Dynamikfortschritte für den Industriesektor erkennen. Im Dienstleistungsbereich gibt es ein paar Signale, die allerdings in erster Linie auf einen saisonalen Schub an Tourismusaktivitäten rund um das im Februar begangene chinesische Neujahrsfest zurückgehen.

PMI unter Expansionsschwelle

Der offizielle Purchasing Managers Index (PMI) für die Industrie verringerte sich von 49,2 auf 49,1 Punkte im Januar, was im Rahmen der Analystenerwartungen liegt. Damit verharrt das Stimmungsbarometer für das verarbeitende Gewerbe den fünften Monat in Folge unter der Schwelle bei 50 Punkten. Werte unterhalb dieser Marke lassen einen Aktivitätsrückgang gegenüber Vormonat vermuten.

Eine separate private Einkaufsmanagererhebung zeichnet allerdings ein etwas freundlicheres Bild. So erhöhte sich der Caixin China Manufacturing PMI von 50,8 auf 50,9 Punkte und verbleibt im Expansionsterritorium.

Saisonale Faktoren

Bei den offiziellen Daten für Februar haben die Subindizes für Produktion, Beschäftigung, Auftragseingänge und Exportorders weitere Rückschritte verzeichnet. Allerdings sind saisonale Faktoren im Zusammenhang mit dem Neujahrsfest zu beachten, das zu einer längeren Ferienpause mit Produktionsunterbrechungen führte. Dabei sind vor allem kleinere Unternehmen von den Einschnitten betroffen.  

Das Neujahrsfest in China im Februar als Hochsaison für das Tourismus- und Gaststättengewerbe wurde erstmals seit 2019 nicht von Coronawellen und Pandemie-Restriktionen beeinträchtigt. Entsprechend sieht man einen kräftigen Anstieg beim offiziellen PMI für Dienste. Dieser kletterte von 50,7 auf 51,4 Punkte und übertraf damit auch die Konsensschätzung.

Immobilien schwächeln weiter

Die in den offiziellen Index ebenfalls eingehende Aktivität in der Bauwirtschaft zeigt sich indes leicht gedrückt. Hier glitt der entsprechende Subindex um 0,4 auf nun 53,4 Punkte ab. Jüngste Daten zur Entwicklung des Wohnimmobilienmarktes in China geben ebenfalls keinen Anlass für Optimismus. Laut China Real Estate Index sind die Neuwohnungsverkäufe im Februar wertmäßig um gut 60% gegenüber Vorjahresmonat abgerutscht. Im Januar hatte der Rückgang etwa 34% betragen.

Aktienmarkt zieht an

An den Märkten sind die neuen PMI-Daten mit Gelassenheit aufgenommen worden. Der Leitindex für die Festlandbörsen CSI 300 festigte sich am Freitag um weitere 0,6 und hat im Rahmen einer breiten Stützungskampagne der Regierung für den Aktienmarkt in der dritten Handelswoche in Folge zulegen können.

Volkskongress weckt Hoffnungen

Die Marktteilnehmer erwarten nun neue Impulse seitens der Regierung, für die der jährliche Pekinger Volkskongress in der kommenden Woche die Bühne abgeben wird. Zur Eröffnung am Dienstag legt die Regierung ihren Jahreswirtschaftsbericht vor, in dessen Rahmen auch das Wachstumsziel für 2024 verkündet wird. Trotz offensichtlicher Schwierigkeiten, Chinas Wirtschaftswachstum auf gewohntem Niveau zu stabilisieren, dürfte erneut an einer Zielmarke bei 5% festgehalten werden. 2023 verzeichnete China letztlich einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 5,2% und konnte das Wachstumsziel damit erfüllen.

Reichlich Problemzonen

Der Ausstieg aus Corona-Restriktionen zu Beginn 2023 hatte zunächst eine wesentlich kräftigere Wirtschaftserholung erwarten lassen. Allerdings kam es bereits im Frühjahr 2023 zu Ermüdungserscheinungen, wobei die Probleme am Immobilienmarkt, ein insgesamt verhaltener Konsum und eine Abschwächung des Außenhandels sich als wesentliche Bremsfaktoren erwiesen.  

Für das laufende Jahr rechnen China-Ökonomen im Mittel mit einem BIP-Zuwachs von nur noch 4,6%. Dem dürfte Peking ein optimistischeres Szenario gegenüberstellen. Zur Erfüllung des neuen Wachstumsziels und zur Festigung des angeschlagenen Konjunkturvertrauens bedarf es einhelliger Analystenmeinung zufolge allerdings zusätzlicher fiskalischer und monetärer Stimuli.

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