Konjunktur

Chinas Verbraucherpreise gleiten stärker in die Deflation ab

Chinas Inflationsdaten sorgen für Verunsicherung. Im November fielen die Verbraucherpreise kräftiger als erwartet. Peking sieht dies als kurzfristigen Ausreißer an, Anleger befürchten ein hartnäckigeres Deflationsproblem.

Chinas Verbraucherpreise gleiten stärker in die Deflation ab

Chinas Verbraucherpreise gleiten tiefer in die Deflation ab

Konsumpreisindex fällt im November um 0,5 Prozent – Erzeugerpreise sinken – Druck auf Unternehmensgewinne

nh Schanghai

Chinas Verbraucherpreise sind entgegen den Erwartungen tiefer ins Deflationsterritorium abgeglitten. Im November fiel der Konsumpreisindex um 0,5% gegenüber den Vorjahresmonat zurück. Ein stärkeres Minus hatte man in Chinas jüngerer Wirtschaftsgeschichte nur einmal, im Herbst des Pandemiejahres 2020, gesehen.

Der neuerliche Abstieg der Teuerungsrate gilt als unerfreuliche Überraschung. Im Oktober und davor im Juli war der Konsumpreisindex mit −0,2% beziehungsweise −0,3% bereits zweimal in diesem Jahr unter die Nulllinie gegangen. Analysten hatten für November mit unverändert −0,2% gerechnet.

Schwache Konsumkonjunktur

Seit April bewegt sich der Verbraucherpreisindex in einem Band zwischen −0,5% und +0,2% und damit auf einem für China ungewöhnlich niedrigen Niveau. Die Entwicklung gilt nicht zuletzt als Reflex einer schwachen Binnennachfrage und unzureichenden Konsumerholung nach dem Ende der strengen chinesischen Corona-Restriktionen zu Jahresbeginn. Parallel dazu beobachtet man seit Herbst vergangenen Jahres eine anhaltende Deflation der Erzeugerpreise, im November wurde ein Minus von 3% nach zuvor 2,6% im Oktober verbucht.

Der schwache Preistrend trägt zur allgemeinen Verunsicherung an Chinas Finanzmärkten bei, die sich in einer den Herbst über anhaltenden Aktienbaisse manifestiert. Am Montag sackten die Leitindizes in Hongkong und Schanghai in Reaktion auf die Daten zunächst um bis zu 2% ab.

Sorge um Unternehmensgewinne

Die Deflationsproblematik bringt einen Belastungsfaktor ins Börsengeschehen ein, das bereits von den Enttäuschungen über Chinas diesjährige Konjunkturperformance und Sorgen über die Verschuldungsprobleme im Immobiliensektor sowie auf Ebene von Lokalregierungen stark negativ geprägt ist. Nun rücken die von sinkenden Verbraucher- und Erzeugerpreisen ausgehenden Effekte auf die Entwicklung der Unternehmensgewinne stärker in den Vordergrund.

Seitens der chinesischen Regierung ist der potenzielle Problemcharakter des schwachen Preistrends bislang stark heruntergeredet worden. Dabei wird Druck auf heimische Analysten gemacht, von der Bezeichnung Deflation Abstand zu nehmen. Auch seitens des Statistikbüros spricht man von einer kurzfristigen Anomalie und verweist auf auslaufende Basiseffekte. Allerdings beginnen Analysten daran zu zweifeln, dass der Preistrend schon bald wieder dreht, und befürchten eine hartnäckigere Phase mit deflationären Tendenzen.

Schweinefleisch macht Ärger

Tatsächlich haben die Ausschläge nach unten viel mit der Entwicklung von volatilen Lebensmittel- und Energiepreisen zu tun. Im November fielen die Lebensmittelpreise um 4,2% zum Vorjahresmonat zurück. Im Oktober sah es ähnlich aus. Hier spielen vor allem die in den Inflations-Warenkorb mit hohem Gewicht eingehenden Schweinefleischpreise eine Rolle. Hier sah man in den letzten Monaten Rückgänge von rund 30%.

Experten rechnen zwar damit, dass sich der scharfe Preisrückgang bei Lebensmitteln aufgrund von Basiseffekten im kommenden Jahr lindern dürfte. Gleichzeitig zeugt jedoch die um Lebensmittel- und Energiepreise bereinigte Kerninflationsrate vom schwachen Konsumtrend. Sie lag in den letzten Monaten durchgehend unter 1% und erreichte zuletzt nur 0,6%.

Wertberichtigt Seite 2
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