Geldpolitik

Chinas Zentralbank hält ihr Pulver trocken

Chinas Konjunktur könnte offensive Zinsschritte gut gebrauchen. Der Zentralbank sind allerdings in vielfacher Hinsicht vorerst noch die Hände gebunden.

Chinas Zentralbank hält ihr Pulver trocken

Chinas Zentralbank hält ihr Pulver trocken

Hypothekenzinssenkung als Kompromisslösung – Breitere monetäre Lockerung braucht den Segen des Volkskongresses  

nh Schanghai

Chinas Zentralbank hat sich mit einer Senkung der Mindestreservesätze und einem Herabschleusen der Benchmark-Zinsen für Hypothekenkredite jüngst intensiver in Belebungsversuche für den trägen Immobilienmarkt eingebracht. Sie hält sich mit breiteren monetären Lockerungsschritten allerdings immer noch stark zurück.

Wenig wuchtig

Die jüngsten Schritte haben sicherlich dazu beigetragen, Pekings massive Stützungskampagne für den Aktienmarkt mit der Hoffnung auf einen offensiveren monetären Lockerungskurs zu bestärken. Die neuen Impulse wirken allerdings noch nicht wuchtig genug, um das Sentiment am Wohnimmobilienmarkt tatsächlich entscheidend zu beeinflussen.

Anfang Februar nahm die People’s Bank of China (PBOC) die Mindestreserveverpflichtungen für Geschäftsbanken deutlich zurück und sorgte mit der Erweiterung der Kreditvergabespielräume um bis zu 1 Bill. Yuan (rd. 128 Mrd. Euro) zudem für einen fühlbaren Liquiditätsschub.

Bewegung bei der Loan Prime Rate

Vergangene Woche sah man dann eine unerwartet kräftige Senkung der von der Zentralbank maßgeblich beeinflussten Referenzzinsen für Hypothekenkredite. Die sogenannte Loan Prime Rate (LPR) als Benchmark für die Verzinsung von fünfjährigen Hypothekendarlehen der Geschäftsbanken wurde um 25 Basispunkte auf 3,95% verringert.

Allerdings hat die PBOC sowohl im Januar wie auch im Februar ihren wichtigsten Steuerungszins für die Refinanzierung von Geschäftsbanken mit einjährigen Geldern im Rahmen der Medium-Term Lending Facility (MLF) unverändert belassen. Damit gab es auch keine Bewegung bei der für einen breiteren Konjunkturimpuls wichtigeren LPR-Benchmark für einjährige Unternehmenskredite.   

Willkommenes Signal

Analysten werten die einseitige Lockerung bei den Hypothekenzinsen als ein willkommenes Signal, dass Peking auch über die Zinspolitik auf die Flaute am Immobilienmarkt einzuwirken gedenkt. Andererseits scheut sich die PBOC bislang noch, auf einen offensiven Lockerungskurs umzuschwenken. Dafür gibt es verschiedene Gründe.

Sorge um den Yuan

Zum einen sorgt man sich um die Wechselkursflanke. Für Peking gilt es, eine neuerliche Schwächung des Yuan gegenüber dem Dollar zu vermeiden. Solange in den USA die sich abzeichnende Zinswende noch nicht eingetreten ist, bleibt der Spielraum in China beschränkt. Man befürchtet, dass Leitzinssenkungen einen verstärkten Kapitalabfluss nach sich ziehen. Das würde den Yuan neuerlich unter Druck setzen und auch am Aktienmarkt Schaden anrichten.

Ein zweiter Gesichtspunkt ist der Margendruck bei chinesischen Geschäftsbanken. Die Nettozinsmargen der Institute liegen bereits knapp unter einer regulatorischen Warngrenze in Sachen Finanzsektorstabilität. Eine kräftige Rücknahme der Benchmark für Unternehmenskredite ist in dieser Hinsicht ein Reizthema. Sie würde die durchschnittliche Zinsmarge der chinesischen Banken nochmals fühlbar einengen.

Banken zunächst geschont

Die Senkung der fünfjährigen LPR für Hypothekenkredite hingegen wirkt sich nicht sonderlich stark auf das Margengefüge aus. Bei Bestandsdarlehen werden die Konditionen nämlich in der Regel zu Beginn eines Kalenderjahres angepasst, sodass die Kreditnehmer in diesem Jahr kaum mehr davon profitieren können.

Als ein wichtiger politischer Aspekt kommt noch hinzu, dass es den kommende Woche anlaufenden jährlichen Volkskongress abzuwarten gilt. Auf diesem werden das offizielle Wachstumsziel für 2024 und andere wirtschaftspolitische Leitlinien festgelegt, mit denen Peking neuen Konjunkturoptimismus zu verbreiten gedenkt.

Neues Spiel im März

Für die Zentralbank heißt es deshalb, ihr Pulver bis zu den nächsten Anpassungsterminen für den MLF-Zins wie auch die Loan Prime Rate für Unternehmenskredite noch trocken zu halten. Zur Märzmitte wird man dann erkennen, ob Chinas Staatsführung ihre Wachstumsagenda für 2024 mit beherzteren monetären Impulsen ins Rennen zu schicken bereit ist.

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