Entspannung bei Energiepreisen

Deutsche Inflation sinkt stärker als erwartet

Die Inflationsrate in Deutschland fällt im November nach europäischer Berechnungsmethode HVPI auf 2,3%. Der Weg zur Preisstabilität dürfte dennoch ein weiter sein.

Deutsche Inflation sinkt stärker als erwartet

Deutsche Inflation macht Satz nach unten

HVPI-Teuerungsrate im November bei 2,3 Prozent – Anstieg im Dezember sehr wahrscheinlich

Die Inflationsrate in Deutschland fällt im November nach europäischer Berechnungsmethode HVPI auf 2,3%. Der Weg zur Preisstabilität in Deutschland und in der Eurozone dürfte dennoch ein weiter sein. Zum Jahresschluss wird die Teuerung wohl wieder anziehen – und auch 2024 gibt es Aufwärtsrisiken für die Inflation.

mpi Frankfurt

Die Inflationsrate in Deutschland setzt ihren Abwärtstrend im November fort. Die Verbraucherpreise legten im Vergleich zum Vorjahresmonat nach europäischer Berechnungsmethode HVPI um 2,3% zu, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten im Schnitt nur einen Rückgang der Inflationsrate von 3,0% auf 2,5% erwartet.

„Der Inflationsanstieg wurde unterschätzt, der Inflationsrückgang jetzt aber auch“, kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, die Zahlen. Bereits in den vergangenen Monaten war die Inflationsrate niedriger ausgefallen, als Ökonomen prognostiziert hatten. Im Dezember dürfte sich dieses Muster jedoch nicht fortsetzen.

Negative Basiseffekte

Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Teuerung im letzten Monat des Jahres wieder zunehmen. Da es anders als im Dezember 2022 im kommenden Monat keinen Energierabatt für Haushalte und Unternehmen gibt, wird sich die Inflation wegen Basiseffekten in diesem Bereich wieder verstärken. Und da der aktuelle Rückgang der Inflationsrate wesentlich auf die Entspannung bei Energiepreisen zurückzuführen ist, dürfte die Teuerung insgesamt wieder steigen.

Im Januar werden die wieder erhöhte Mehrwertsteuer für das Gastgewerbe und höhere CO2-Abgaben den Inflationsdruck verstärken. Offen ist, wie stark die Löhne 2024 steigen werden nach einer längeren Phase der inflationsbedingten Kaufkraftverluste für Arbeitnehmer. „Ein preisstabiles Umfeld bleibt noch für längere Zeit außer Sicht“, urteilt daher Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Die EZB wird die Zinszügel daher weiter fest in der Hand halten.“

Langer Weg zur Preisstabilität

Eine weitere Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember gilt als unwahrscheinlich. Die Mehrheit der Ökonomen und Finanzmarktteilnehmer erwartet, dass das Zinsplateau bereits erreicht ist. Die EZB betont, dass Zinssenkungen noch in weiter Ferne liegen.

Der Weg zur Preisstabilität wird nach Einschätzung von vielen Ökonomen und Notenbankern noch ein langer werden. Die Teuerung in Deutschland sowie in der Eurozone dürfte im kommenden Jahr den Wert von 2,0% noch nicht erreichen. „Die Zeit der Falken ist noch nicht abgelaufen, aber die Tauben bekommen zunehmend Wind unter die Flügel“, meint Robert Greil, Chefstratege bei Merck Finck mit Blick auf den generellen Abwärtstrend bei der Inflationsrate.

Wieder mehr Unternehmen planen Preiserhöhungen

Laut einer Umfrage des Ifo-Instituts planen wieder etwas mehr Unternehmen ihre Preise zu erhöhen. Der entsprechende Ifo-Index stieg im November von 15,4 auf 18,0 Punkte. Die Entwicklung ist auf die unternehmensnahen Dienstleister und den Großhandel zurückzuführen, wo die Preiserwartungen gestiegen sind. In konsumnahen Branchen sowie in der Industrie wollen dagegen weniger Unternehmen ihre Preise anheben. Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser ist daher optimistisch, dass der Inflationsdruck Anfang 2024 weiter nachlassen wird.

Das legen auch die jüngsten Daten zu den Importen nach Deutschland nahe. Die Einfuhrpreise sanken im Oktober im Vergleich zum Vorjahresmonat um 13,0%, was ein etwas geringer Rückgang ist als von Analysten erwartet. Zudem sinken sie damit den zweiten Monat in Folge weniger stark als zuvor. Im August war der Rückgang mit 16,4% noch so hoch ausgefallen wie seit 37 Jahren nicht mehr. Die Importpreise wirken sich auf die Produktionskosten der Unternehmen und damit zeitversetzt auch auf die Entwicklung der Verbraucherpreise aus.

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