Banknoten

Die Bürger basteln sich ihr Geld selbst

Die EZB will die Euro-Banknoten neu gestalten. Bei dem mehrstufigen Prozess ist immer wieder die Meinung der Bürger im Euroraum gefragt. Bis der EZB-Rat endgültige Entscheidungen trifft, wird es dauern.

Die Bürger basteln sich ihr Geld selbst

Von Alexandra Baude, Frankfurt

Die Deutschen haben schon eine ganz besonders innige Beziehung zum Papier. Zu jenem bedruckten Papier, das sie an der Ladentheke gegen Ware tauschen können. Was war das für ein Aufschrei, als die Europäische Zentralbank (EZB) 2019 bekannt gab, dass es künftig keinen 500-Euro-Schein mehr geben soll! Dass zugleich die überarbeiteten 100er und 200er präsentiert wurden und damit die zweite Euro-Banknoten-Generation – die sogenannte Europa-Serie – komplett war, war dabei fast schon nebensächlich.

Und gerade jetzt, wo die EZB – ebenso wie andere Notenbanken – das Projekt des digitalen Zentralbankgeldes kräftig vorantreibt, will sie sich vom Design der Scheine verabschieden. Mit diesen beiden parallel laufenden Projekten solle das Mandat der EZB erfüllt werden, sicheres Geld bereitzustellen, erklärte Direktoriumsmitglied Fabio Panetta. Die geplante Runderneuerung kann wohl als zumindest vorläufiges Bekenntnis zum gedruckten Geld gewertet werden, denn bis diese neuen bunten Scheinchen im Portemonnaie der Bürger landen, ist es noch ein sehr weiter Weg.

Die EZB werde „mit den europäischen Bürgern in einem Verfahren zusammenarbeiten, das 2024 zu einer endgültigen Entscheidung führen dürfte“, hieß es. Im ersten Schritt holen Fokusgruppen Meinungen von den Menschen im gesamten Euroraum zu möglichen Themen für die künftigen Euro-Banknoten ein. Das klingt stark nach einer Fortsetzung von „ECB listens“, jenem Dialog mit der breiten Öffentlichkeit, der etwa bei der Strategieüberprüfung der Notenbank schon einmal zum Einsatz kam. Im zweiten Schritt wird eine Themenberatungsgruppe, in der je ein Experte aus jedem Land des Euroraums vertreten ist, dem EZB-Rat eine Auswahl aus diesen Themen vorschlagen. Die Experten kommen aus verschiedenen Fachbereichen wie Geschichte, Natur- und Sozialwissenschaften, bildende Kunst und Technologie und wurden bereits auf Vorschlag der Zentralbanken im Euroraum benannt. Danach wird die Öffentlichkeit um ihre Meinung zu jenen Themen gebeten.

Es folgt ein Design-Wettbewerb zu den neuen Banknoten, anschließend ist wieder die breite Meinung gefragt, bevor der EZB-Rat dann die endgültige Entscheidung trifft – auch über Stückelung und Ausgabetermine. Unabhängig von Alter und Hintergrund sollen sich die Bürger mit den neuen Banknoten identifizieren und sie mit Stolz verwenden, hofft die EZB. Das Ende des Bargeldes kann so nah wie von manchen befürchtet also doch nicht sein.