GfK Konsumklima

Deutsche Konsumenten geben sich zurückhaltend

Die Sorgen und Nöte der Verbraucher dämpfen auch zur Vorweihnachtszeit die Konsumlust gehörig. Es wird zwar weniger gespart, das Geld sitzt aber dennoch nicht locker.

Deutsche Konsumenten geben sich zurückhaltend

Deutsche Verbraucher halten sich zurück

Unsicherheit und Inflation lasten auf Konsumlaune – GfK-Barometer steigt leicht – Skeptischer Blick auf Konjunktur

ba Frankfurt

Die Sorgen und Nöte der Verbraucher dämpfen auch zur Vorweihnachtszeit die Konsumlust gehörig. Es wird zwar etwas weniger gespart, das Geld sitzt aber dennoch nicht locker. Eine nachhaltige Erholung des Privatverbrauchs liegt in weiter Ferne. Und auch der Blick auf die Konjunktur fällt skeptisch aus.

Die deutschen Verbraucher zeigen sich auch im November zurückhaltend. Sie sparen zwar wieder etwas weniger und sind eher gewillt, größere Anschaffungen zu tätigen. Mit Blick auf ihre künftige finanzielle Situation sind sie allerdings etwas skeptischer, wie die GfK-Konsumklimastudie für November zeigt. Auch in der für den Einzelhandel so wichtigen Vorweihnachtszeit ändert sich kaum etwas an der ausgeprägten Konsumzurückhaltung.

„Die Stimmung ist nach wie vor von Verunsicherung und Sorgen geprägt“, erklärte Rolf Bürkl, Konsumexperte beim GfK-Gründer Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM). Die beiden Gesellschaften geben seit Oktober die im Auftrag der EU-Kommission erhobene monatliche Umfrage unter rund 2.000 Verbrauchern zusammen heraus. Das Konsumklima für Dezember wird mit –27,8 Punkten prognostiziert. Ökonomen hatten mit einem weiteren Rückgang auf −28,3 Zähler gerechnet. Im November notierte das Barometer bei revidiert −28,3 (zunächst −28,1) Punkten.

Gefangen auf niedrigem Niveau

Nach drei Rückgängen in Folge stabilisierte sich das Konsumklima. „Sein Niveau bleibt sehr niedrig und es sind keinerlei Signale für eine nachhaltige Erholung in den kommenden Monaten erkennbar“, warnt Bürkl. Die Verunsicherung der Verbraucher zeige sich vor allem in der Sparneigung, die von 8,5 auf 5,3 Punkte gesunken ist. Bei der Frage nach ihren Beweggründen antwortete ein knappes Drittel, dass sie durch die gegenwärtige (geo-)politische und wirtschaftliche Situation stark verunsichert seien, sich entsprechend sorgten und es daher für sinnvoll hielten, das Geld zusammenzuhalten. Neben den derzeitigen Konflikten, wie dem Ukraine-Krieg oder dem Nahost-Konflikt, spielt vor allem die hohe Inflation in Deutschland für die Sparneigung eine wichtige Rolle. Diese Sorge wurde laut NIM von mehr als einem Drittel der Befragten genannt.

Sparneigung als Angstbarometer

„Damit bestätigt sich empirisch, dass die Sparneigung weniger als Indikator für bewusste Geldanlage dient, sondern in erster Linie als Hinweis auf das Ausmaß der Verunsicherung der Verbraucher interpretiert werden kann“, betonte Bürkl. „Das heißt aber im Umkehrschluss auch, dass es für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas notwendig ist, dass zum einen die Inflation wieder auf ein vernünftiges Maß zurückgeführt wird und es zudem bei den internationalen Krisenherden zu Lösungen kommen muss.“ Nach der europäischen Berechnungsmethode HVPI gemessen lag die Jahresteuerungsrate im Oktober bei bei 3,0%, nach zuvor 4,3%. Ökonomen erwarten für November einen weiteren Rückgang auf 2,7%. Das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtet an diesem Mittwoch über die jüngste Entwicklung der Preisdaten.

Inflation dämpft Einkommenserwartung

Die immer noch hohe Inflation zehrt an der Kaufkraft der Verbraucher und ist auch ein wichtiger Grund, warum die Einkommensaussichten eher pessimistisch beurteilt werden. Der GfK-Einkommensindikator ist im November um 1,4 auf −16,7 Punkte gesunken. Niedriger lag das Barometer zuletzt mit −24,3 Zählern im März dieses Jahres. Zudem schwindet auch der Rückenwind vom Arbeitsmarkt: Die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen hat im November abgenommen. Das Ifo-Beschäftigungsbarometer fiel um 0,3 auf 95,9 Punkte. „Das noch fehlende feste Fundament für den Aufschwung lässt die Unternehmen bei Neueinstellungen zögern“, erklärte dazu Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Viele Unternehmen klagen weiterhin über mangelnde Neuaufträge.“

Der Indikator der Anschaffungsneigung legte zwar 1,3 auf −15 Punkte zu, notiert damit aber weiter auf sehr niedrigem Niveau. „Die Verunsicherung durch anhaltende Krisen sowie eine hohe Inflation sorgen für die ausgeprägte Konsumzurückhaltung", hieß es dazu bei den Nürnberger Konsumforschern. Und durch das Haushaltschaos werde neue Verunsicherung erst noch aufziehen, mahnt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Verbraucher werden neue Griffe ins Portemonnaie fürchten und Geld beisammenhalten.“

Von Aufschwung keine Spur

Kaum verändert zeigten sich die Konjunkturerwartungen. Der entsprechende Indikator stieg um 0,1 auf −2,3 Punkte. Mit diesem Niveau signalisierten die Verbraucher, „dass sie in absehbarer Zeit nicht mit einem spürbaren Aufschwung der Wirtschaft rechnen“, heißt es bei der GfK. Dies deckt sich mit den jüngsten Konjunkturprognosen aus Wissenschaft und Politik. Die Bundesregierung etwa erwartet für das laufende Jahr ein Minus von 0,4% und einen Anstieg von 1,3% im kommenden Jahr. Beim Internationalen Währungsfonds (IWF) ist Deutschland das einzige Industrieland, das schrumpft − und zwar um 0,5%. 2024 wird dann wieder ein Wachstum von 0,9% prognostiziert. Die EU-Kommission wiederum geht von einem Rückgang um 0,3% in diesem und einem Zuwachs von 0,8% im nächsten Jahr aus.