DIW-Studie

Entlastung der Midijobber wird teuer für Rentenkasse

Mehr als 6 Millionen Midijobber profitieren seit Januar von einer Entlastung bei den Sozialabgaben. Die neue Regelung soll Altersarmut vorbeugen. Sie geht jedoch am Ziel vorbei, wie eine DIW-Studie nun vorrechnet.

Entlastung der Midijobber wird teuer für Rentenkasse

ast Frankfurt

Die Entlastung von Midijobbern, die seit Jahresbeginn weniger in die Rentenversicherung einzahlen – bei gleichbleibenden Rentenansprüchen – kostet die Rentenkasse rund 1 Mrd. Euro. Das geht aus Berechnungen hervor, die das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwoch veröffentlichte. „Die Ausweitung der Midijobs soll vor Altersarmut schützen, die Reform ist aber nicht zielgenau“, kritisiert Hermann Buslei, Co-Autor der Studie.

Seit Anfang Januar müssen sogenannte Midijobber, die zwischen 520 und 2000 Euro pro Monat verdienen, weniger Rentenbeiträge einzahlen. Bislang lag die Grenze bei 1600 Euro. Profiteure sind etwa 6,2 Millionen Beschäftigte in Deutschland. Auch andere Zweige der Sozialversicherungen wurden für diese Erwerbstätigen-Gruppe, die insbesondere Frauen, Alleinerziehende und Teilzeitbeschäftigte umfasst, reduziert. Den Sozialversicherungen entgehen damit laut Gesetzesbeschluss Beiträge in Höhe von etwa 1,3 Mrd. Euro.

Da sie allerdings allein auf das individuelle monatliche Lohneinkommen abzielt, entlastet die neue Regelung auch Erwerbspersonen mit einem hohen Nettoäquivalenzeinkommen oder einem hohen Stundenlohn bei geringer Wochenarbeitszeit. Deren Risiko für eine Altersarmut dürfte jedoch deutlich geringer sein. Das geht aus der Studie des DIW auf Grundlage von Daten des Sozio-Oekonomischen Panels (SOEP) hervor. Generell müsse bei der Gestaltung der finanziellen Attraktivität niedrig entlohnter Beschäftigung bedacht werden, dass die Gefahr einer Teilzeitfalle besteht. Das treffe auch auf Midijobs zu, heißt es in der Studie.

Sinnvoller wäre es den DIW-Autoren zufolge, das Geld in die Förderung der Grundrente zu investieren. Um Altersarmut effektiver zu bekämpfen, könnte direkt bei den Rentenanwartschaften der Betroffenen angesetzt werden. „Man könnte die Förderung anhand der Grundrente ausbauen. Die hat den Vorteil, dass sie nur Haushalte mit niedrigem Einkommen erreicht und dass die Betroffenen keine Anträge für die Unterstützung benötigen“, so Buslei.

Die DIW-Autoren weisen in ihrer Studie zudem darauf hin, dass die Förderung der Midijobs nicht gegenfinanziert sei und zudem in Zukunft Kostensteigerungen zu erwarten seien. Johannes Geyer, stellvertretender Leiter der Abteilung Staat und Co-Autor der Studie, rät: „Man sollte den Bundeszuschuss entsprechend anpassen und die zusätzlichen Kosten transparent finanzieren.“