WIRTSCHAFTSKONFLIKT ESKALIERT

EU will Freihandel mit Australien und Neuseeland

Gespräche mit Mercosur-Staaten stocken - Exportüberschuss der Eurozone sinkt im April

EU will Freihandel mit Australien und Neuseeland

jw Frankfurt – Der Rückzug der Vereinigten Staaten aus dem Freihandel führt dazu, dass die EU sich neue Freihandelspartner sucht. Zunächst war es Japan, dann Mexiko und nun Australien und Neuseeland. So reiste die EU-Handelskommissarin Cecilia Malmström am Montag zum Start für entsprechende Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der EU und Australien nach Canberra. Die erste formelle Gesprächsrunde zwischen beiden Staaten solle vom 2. bis 6. Juli in Brüssel stattfinden, so Malmström. “In diesen schwierigen Zeiten ist es ermutigend zu sehen, dass Australien sich genauso wie wir zu einer konstruktiven Handelspolitik bekennt und zu dem Gedanken, dass von einem guten Handelsabkommen beide Seiten profitieren”, sagte die Schwedin. Australiens Premierminister Malcolm Turnbull plädierte ebenfalls für mehr Freihandel: “Freier Handel und offene Märkte bedeuten Jobs – mehr Jobs für Australien und mehr Chancen für die Europäer.” Australien würde von dem Freihandelsabkommen deutlich profitieren – die EU ist nach China Australiens zweitgrößter Handelspartner und beheimatet rund eine halbe Milliarde Konsumenten. Für die EU steht Australien bei den Handelspartnern hingegen an 18. Stelle – mit einem Anteil von 1,3 % am EU-Handel. Doch auch für die EU könnte sich das Freihandelsabkommen lohnen, gehört Australien doch zu den am schnellsten wachsenden Industrieländern. EU-Unternehmen exportieren vor allem Fahrzeuge, Maschinen, Chemikalien, Lebensmittel und Dienstleistungen nach Down Under. 2017 betrug der bilaterale Warenhandel 48 Mrd. und der bilaterale Dienstleistungshandel 28 Mrd. Euro. Ein Abkommen könne diesen Wert um mehr als ein Drittel erhöhen, teilte die EU-Kommission mit. Wichtigste Verhandlungspunkte seien für die EU Landwirtschaft sowie Herkunftsbezeichnungen, sagte Malmström. Sie rechne diesbezüglich mit schwierigen Gesprächen, sei aber zuversichtlich, dass Regelungen gefunden werden könnten. Die Australier dringen auf den Marktzugang für viele landwirtschaftliche Güter wie Früchte, Gemüse, Nüsse, Zucker, Milchprodukte sowie Rindfleisch. In diesen Bereichen erhebt die EU nach wie vor hohe Zölle. Am Donnerstag will Malmström auch Gespräche für ein neues Handelsabkommen mit Neuseeland anstoßen. Bilaterale Handelsabkommen mit Australien und Neuseeland sollen EU-Unternehmen den Einstieg in die wichtige Region Asien-Pazifik erleichtern. Schwieriger gestalten sich unterdessen die Gespräche der EU mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay. Knackpunkt sind hier vor allem der Abbau von Zöllen für Industriegüter und landwirtschaftliche Erzeugnisse wie lateinamerikanisches Rindfleisch sowie EU-Autos und Milchprodukte.Derweil konnte die Eurozone ihren Leistungsbilanzüberschuss im April weiter abbauen. Dieser fiel saisonbereinigt von 32,8 Mrd. Euro im Vormonat auf 28,4 Mrd. Euro, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag mitteilte. Insbesondere der gesunkene Überschuss im Warenhandel war für den Rückgang des Saldos in der Gesamtbilanz verantwortlich. Der Überschuss in der Dienstleistungsbilanz stieg hingegen etwas an.