Konjunktur

Euro-Firmen satteln im Kreditgeschäft um

Banken reichten im Juni 1,9% mehr Kredite an Firmen aus als vor einem Jahr, wie aus EZB-Daten hervorgeht. Gefragt sind weniger Hilfen zur Überwindung der Coronakrise als Kredite für Investitionen.

Euro-Firmen satteln im Kreditgeschäft um

rec Frankfurt

Weg von kurzfristiger Notfallliquidität, hin zu längerfristigen Investitionen: Der Konjunkturumschwung in der Eurozone schlägt sich immer deutlicher im Kreditgeschäft zwischen Banken und Unternehmen nieder. Insgesamt reichten Banken im Juni 1,9% mehr Kredite an Firmen aus als vor einem Jahr, wie aus Daten der Europäischen Zentralbank (EZB) hervorgeht. Damit hat sich das Kreditwachstum auf deutlich niedrigerem Niveau eingependelt als zu Jahresbeginn. Ökonomen verwiesen indes darauf, dass Firmen inzwischen immer weniger Bedarf an Hilfen zur Überwindung der Coronakrisen haben und stattdessen Kredite für Investitionen gefragter sind.

Eine ähnliche Dynamik hatte vorige Woche bereits die vierteljährliche Umfrage der EZB zum Kreditgeschäft der Banken ergeben. Demnach fragen Firmen vermehrt Kredite mit mehrjähriger Laufzeit nach, um in Maschinen und Anlagen zu investieren. Dieses positive Konjunktursignal belegen nun auch die Juni-Daten zur Kreditvergabe im Euroraum.

Auch Kreditvergabe an Privathaushalte legt zu

An Dynamik zugelegt hat auch die Kreditvergabe an Privathaushalte. Banken reichten hier 4,0% mehr Darlehen aus als im Juni 2020, ein weiterer leichter Zuwachs zu den 3,9% im Mai. Getrieben wurde die Nachfrage vor allem vom Boom am Immobilienmarkt. Das Geldmengenwachstum ging hingegen abermals leicht zurück (siehe Grafik).

Von den Daten gehen gemischte Signale für die Geldpolitik aus. Nach Bundesbankchef Jens Weidmann und Belgiens Zentralbankchef Pierre Wunsch hat nun ein drittes Mitglied des EZB-Rats öffentlich Vorbehalte ob des neuen Zinsausblicks angemeldet. „Das war ein Schritt zu weit“, sagte Österreichs Notenbankchef Robert Holzmann im Interview dem Sender CNBC mit Blick auf den Beschluss aus der Vorwoche. Der EZB-Rat hatte entschieden, an den Null- und Negativzinsen im Euroraum festzuhalten, bis sich die Inflation dauerhaft auf dem EZB-Ziel von 2% stabilisiert hat. Explizit tolerieren die Euro-Hüter künftig nicht näher definierte „Übergangsphasen“, in denen die Inflation „moderat“ über 2% liegt. Damit sind Zinserhöhungen nach allgemeiner Auffassung in weite Ferne gerückt. Holzmann sagte, er habe wie Weidmann und Wunsch Bedenken gehabt. „Wir hätten uns einen anderen Ausblick gewünscht, mit dem wir uns nicht so lange in die Zukunft binden, um für den Fall beweglich und bereit zu sein, wenn die Inflation ein früheres Anheben (der Zinsen) erfordert.“ Er habe wie Wunsch für eine Ausstiegsklausel plädiert.