Konjunktur

Euro-Stimmung kann Hoch nicht mehr toppen

Das Geschäftsklima im Euroraum hat sich im August etwas weiter als erwartet von seinem erst im Vormonat erreichten Rekordhoch wieder entfernt. Das Szenario eines anhaltenden Wachstums bleibt davon aber unbeschadet.

Euro-Stimmung kann Hoch nicht mehr toppen

ba Frankfurt

Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im August auf hohem Niveau etwas stärker als erwartet eingetrübt. Während der von der EU-Kommission erhobene Economic Sentiment Indicator (ESI) sein im Juli erreichtes Rekordhoch nicht mehr überbieten konnte, nähert sich aber der Indikator der Beschäftigungserwartungen, der Employment Expectations Indicator (EEI), seinem im November 2018 markierten Allzeithoch weiter an. Allerdings ergab die monatliche Umfrage der EU-Kommission auch einen anhaltend hohen Preisdruck. Ökonomen erwarten, dass die Jahresinflationsrate im Euroraum im August auf 2,6% geklettert ist und damit das neu justierte Preisziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von genau 2% erneut übersteigt. Das Statistikamt Eurostat berichtet am heutigen Dienstag über die Preisdaten (siehe nebenstehenden Text).

Klares Wachstumssignal

Laut EU-Kommission hat der ESI im August erstmals nach sechs Anstiegen in Folge wieder nachgegeben – um 1,5 auf 117,5 Punkte. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang auf 118,0 Zähler prognostiziert. DekaBank-Ökonom Christian Melzer sieht den ESI damit aber immer noch auf Kurs, im dritten Quartal 2021 ein Allzeithoch im Quartalsdurchschnitt zu erreichen. Der breit angelegte Indikator, der seit 1985 die Stimmung der Unternehmen und privaten Haushalte abbildet, gebe damit weiter ein klares Wachstumssignal: „Es ist mit mehr als 2% Wachstum im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal für den Euroraum zu rechnen“, erwartet Melzer.

Im zweiten Quartal war die Euro-Wirtschaft um 2,0% im Quartalsvergleich gestiegen, nachdem sie im Winterhalbjahr zwei Quartale in Folge geschrumpft war. Die nun schon länger als ursprünglich erwartet währenden Lieferengpässe und die sich weiter ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus lassen allerdings danach wieder eine etwas geringere wirtschaftliche Dynamik erwarten.

Die erneut aufgeflammten Coronasorgen haben die Stimmung der Dienstleister (–2,1 Punkte) und der Konsumenten (–0,9 Punkte) ge­dämpft. Der Rückgang der Auftragsbestände hat dem Industrieindikator ein Minus von 0,8 Punkten beschert, nachdem die EU-Kommission hier im Juli noch ein Allzeithoch verzeichnet hatte. Die entsprechenden Barometer für den Bau und den Einzelhandel hingegen legten leicht zu. In der Bauwirtschaft, in der Industrie und beim Einzelhandel haben laut EU-Kommission die Verkaufspreiserwartungen neue Allzeithochs erreicht. Auch bei den Konsumenten stiegen die Preiserwartungen an.

Unter den größten Euro-Volkswirtschaften zeigte sich ein einheitliches Bild: So gab der ESI insbesondere für Frankreich nach, um 4,5 Punkte. In den Niederlanden gab der Indikator um 3,0 Zähler nach und in Italien um 1,9 Punkte. Den geringsten ESI-Rückgang von 0,3 Punkten verzeichnete die EU-Kommission für Deutschland.