Künstliche Intelligenz

Expertenkommission warnt Deutschland vor technologischer Abhängigkeit

Deutschland darf nicht auf KI-Investitionen großer Tech-Konzerne hierzulande setzen, sondern muss ein eigenes KI-Ökosystem auf den Markt bringen. Die Trennung von militärischer und ziviler Forschung sollte aufgehoben werden, fordert die Expertenkommission Forschung und Innovation.

Expertenkommission warnt Deutschland vor technologischer Abhängigkeit

Experten warnen vor Abhängigkeiten bei KI

Trennung von militärischer und ziviler Forschung aufheben

lz Frankfurt

Die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat in einem Gutachten für die Bundesregierung davor gewarnt, dass langfristige Ausgaben für die Klimatransformation und für die Forschung zugunsten ebenfalls wichtiger Finanzierungen etwa für Militär und die Konjunktur „unter die Räder kommen“. Die Klimatransformation müsse gelingen und gehe über Legislaturperioden hinweg. Das gelte auch allgemein für Ausgaben im Sektor Forschung und Innovation (F&I), betonte Vorsitzender Uwe Cantner, Volkswirt an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, bei der Vorlage des Jahresgutachtens.

Zur Stärkung des Forschungs- und Innovationsstandorts Deutschland ist es nach Meinung der Expertenkommission zudem an der Zeit, die strikte Trennung zwischen ziviler und militärischer F&I aufzuheben. Die Welt habe sich geändert, es gebe viele Dual-Use-Güter, und die Grauzone sei groß. In den USA käme jeder Dollar für die Militärforschung zu 50 Cent auch der zivilen Forschung zugute.

Deutschland muss den Experten zufolge auch bei der Künstlichen Intelligenz (KI) mehr tun, um im Wettbewerb mithalten zu können. Man stünde zurzeit „nicht in der weltweit ersten Reihe der KI-Entwickler und es können hier Ab-
hängigkeiten entstehen, die man nicht haben möchte“, sagte Cantner. Die großen Player seien die USA und China. Deutschland und Europa müssten mehr Rechenkapazitäten aufbauen und KI-Kompetenzen halten.

Carolin Häussler von der Universität Passau und Irene Bertschek vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) warnten davor, die KI-Investitionen etwa von Microsoft in Deutschland als Standorterfolg zu verbuchen. Vielmehr müsse man eigene Anstrengungen forcieren, um in der KI eigene Akzente setzen zu können. Open-Source-KI-Systeme und eigene KI-Ökosysteme müssten etwa besser gefördert werden. „Das Spiel ist noch nicht entschieden“, betonte Cantner. Europa müsse auf verschiedene eigene Modelle setzen, um erfolgreich zu sein. Denn der Markt sei noch jung und alles im Fluss.

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