Finanzminister Sunak muss Hilfsprogramm nachbessern

Großbritannien und EU verhandeln in London weiter

Finanzminister Sunak muss Hilfsprogramm nachbessern

hip London – Der britische Schatzkanzler Rishi Sunak hat das Hilfsprogramm, das Ende des Monats das vergleichsweise großzügige Coronavirus Job Retention Scheme ablösen soll, deutlich aufgestockt. Bislang wollte Sunak eine Art abgespeckte Version der deutschen Kurzarbeit einführen, um einen Strukturwandel hin zu einer Post-Covid-19-Wirtschaft einzuleiten. Nun war er angesichts dramatisch steigender Neuinfektionen und bereits vereinbarter Hilfsprogramme für Regionen, in denen erneut Ausgangssperren gelten, zum Nachbessern gezwungen.Als er seinen “Winter Economic Plan” vergangenen Monat verkündete, mussten Arbeitnehmer 33 % der regulären Wochenstunden arbeiten, um unter sein Job Support Scheme (JSS) zu fallen. Nun reichen 20 %, was einem Arbeitstag pro Woche entspricht. Das Grundprinzip bleibt erhalten: Nur wer tatsächlich noch einen Job hat, wird subventioniert. Allerdings trägt nun der Staat den Großteil der Kosten und nicht, wie ursprünglich geplant, die Arbeitgeber. Zuvor hätten sie 55 % der Löhne für ein Drittel der Arbeit bezahlen sollen. Nun werden sie lediglich für die tatsächlich geleistete Arbeit und 5 % der nicht geleisteten Regelarbeitszeit zur Kasse gebeten.Michel Barnier, der EU-Verhandlungsführer in den Handelsgesprächen mit Großbritannien, machte sich unterdessen auf den Weg nach London, um die Verhandlungen mit seinem britischen Amtskollegen David Frost wieder aufzunehmen. Beide hatten sich Medienberichten zufolge auf einen Zehn-Punkte-Plan geeinigt, der unter anderem tägliche Verhandlungen, Gespräche auch an Wochenenden und ein gemeinsames Sekretariat vorsieht, das einen gemeinsamen Vertragstext erarbeiten soll. Am 31. Dezember endet die in der Austrittsvereinbarung festgelegte Übergangsphase, in deren Verlauf ein Abkommen über die künftigen Beziehungen verhandelt werden sollte. Aus Sicht von Moody’s hat die britische Wirtschaft durch den Brexit bereits erheblichen Schaden genommen. Sie sei um mindestens 2,5 % kleiner, als sie ohne den Austrittsprozess gewesen wäre, teilte die US-Ratingagentur mit. Die schwächere wirtschaftliche Aktivität belaste bereits die Kreditwürdigkeit von staatlichen und von in Großbritannien ansässigen Emittenten.