IWF-Wirtschaftsausblick

Grüne Transition führt zu mehr Beschäf­tigung

Der Weg der Wirtschaft hin zu mehr Klimaneutralität ist ohne massive Jobverluste machbar, schreibt der IWF in seinem Wirtschaftsausblick und definiert vier Schritte für die Politik – darunter die Einführung einer CO2-Steuer.

Grüne Transition führt zu mehr Beschäf­tigung

ast Frankfurt

Der Wandel hin zu einer grünen Wirtschaft ist möglich ohne massiven Jobverlust und sogar mit Vorteilen für Arbeitnehmer und Gesamtwirtschaft. Zu diesem Ergebnis kommt der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem Weltwirtschaftsausblick. Notwendig sind dafür arbeitsmarktpolitische Maßnahmen, die den Übergang erleichtern. Dazu gehören Ausbildungsmöglichkeiten ebenso wie Steuergutschriften, eine grüne Infrastruktur und eine CO2-Steuer.

Um das 2015 in Paris festgelegte Klimaziel, die Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad, zu erreichen, ist eine drastische Verringerung der CO2-Emissionen nötig. „Diese grüne Transformation wird auch eine Transformation des Arbeitsmarkts mit sich bringen“, schreiben die IWF-Ökonomen John Bluedorn und Niels-Jakob Hansen in ihrer am Mittwoch vorab veröffentlichten Analyse. Arbeitsplätze würden zwischen den Sektoren wandern, Berufe sich verändern, heißt es dort weiter. Das Ausmaß dieser Veränderungen werde aber nicht so groß sein, wie viele Arbeitnehmer befürchten.

In den Industrieländern würde pro Jahrzehnt bei entsprechenden ar­beitsmarktpolitischen Maßnahmen etwa 1% der Beschäftigten von emissionsintensiven zu emissionsarmen Arbeitsplätzen wechseln, in den Schwellen- und Entwicklungsländern dürften 2,5% der Jobs betroffen sein. Der Unterschied ergibt sich aus ohnehin bereits vielen grünen Jobs in den Industrieländern – etwa im Bereich der Elektrotechnik – gegenüber emissionsintensiveren Jobs in Schwellenländern – zum Beispiel in Papierfabriken. Die meisten Arbeitsplätze seien aber „umweltneutral“. Die IWF-Ökonomen stellen zudem fest, dass dieser Wandel weniger ausgeprägt sein werde als der Schub vom Industrie- zum Dienstleistungssektor. Davon seien 4% der Jobs pro Jahrzehnt betroffen gewesen.

Um den Wandel voranzutreiben, schlagen sie etwa höhere Löhne für umweltfreundliche Arbeitsplätze vor; das soll Beschäftigte anzulocken. In den Industrieländern liege der Lohn für einen grünen Job etwa 7% höher als für einen neutralen Arbeitsplatz. Die Sorge der arbeitenden Bevölkerung besonders in CO2-intensiven Sektoren sei aber berechtigt, heißt es vom IWF. Damit die Beschäftigungsverlagerung gelingt, müsse die Politik investieren und die richtigen Impulse geben. Das könnte durch Schulungsprogramme geschehen sowie durch die Verringerung von Anreizen, die Beschäftigte in den emissionsintensiven Jobs halten.

Bluedorn und Hansen definieren vier Schritte, die die Transformation für Wirtschaft und Beschäftigte tragbar machen. Ein erster Schritt sollte die Ausweitung der Investitionen in grüne Infrastruktur ab 2023 sein, die nach 2028 dann wieder schrittweise reduziert werden könnten, wenn sich diese etabliert habe. Zudem schlagen die IWF-Ökonomen eine CO2-Steuer vor, die erst allmählich und ab 2029 noch einmal stärker angehoben wird. „Dies erhöht den relativen Preis von emissionsintensiveren Gütern und fördert das Wachstum in weniger emissionsintensiven Sektoren“, so die Autoren. Drittens solle ein Ausbildungsprogramm Geringqualifizierten helfen, in grüne Branchen zu wechseln. Und schließlich sollten Geringverdiener eine Steuergutschrift erhalten, um die Belastung durch die CO2-Steuer zu mildern.

Mit diesen Maßnahmen würde dem IWF zufolge in den Industriestaaten die Gesamtbeschäftigung um 0,5% steigen. In Schwellen- und Entwicklungsländern würde die Be­schäftigung ebenfalls zunächst steigen, bis 2032 aber wohl leicht um 0,5% sinken (siehe Grafik). Dennoch ziehen die Ökonomen ein positives Fazit: „Richtig getimt und umgesetzt, können diese Maßnahmen den Wechsel zu grünen Jobs für die Er­werbsbevölkerung erleichtern und gleichzeitig die Qualifikationen und Einkommen der am schlechtesten bezahlten Arbeitnehmer verbessern und die Ungleichheit verringern.“