Tarifverhandlungen

Höchste Lohnsteigerungen in Japan seit drei Jahrzehnten

Die jahrzehntelange Lohndeflation in Japan scheint überwunden: Die Löhne bei großen Unternehmen wie Toyota und Nippon Steel steigen kräftig. Damit könnte es im März oder April zur geldpolitischen Wende mit steigenden Zinsen kommen.

Höchste Lohnsteigerungen in Japan seit drei Jahrzehnten

Höchste Lohnsteigerungen in Japan seit drei Jahrzehnten

Erste Zinserhöhung seit 2007 wird immer wahrscheinlicher

mf Tokio

Japans prominenteste Konzerne, darunter Toyota, Hitachi und Panasonic, stimmten am 13. März kräftigen Lohnerhöhungen zu und ebneten damit der ersten Anhebung des Leitzinses seit 2007 den Weg. Sollten auch die kleinen und mittleren Unternehmen dem Trend folgen, dann würden die Reallöhne ab April erstmals seit zwei Jahren steigen. Damit verbunden ist die Hoffnung auf einen höheren Privatkonsum als wichtigste Konjunkturstütze.

In den diesjährigen Tarifverhandlungen forderte der größte Dachverband der Gewerkschaften, Rengo, eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 5,85%, die höchste seit 1993. Eine erste Bilanz der Abschlüsse wird Rengo am Freitag ziehen. Arbeitgeber und Gewerkschaften reagieren auf die Rückkehr der Inflation sowie den akuten Mangel an Arbeitskräften als Folge der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung. Der schwache Yen, der die Gewinne der exportorientierten Unternehmen in die Höhe treibt, erleichtert es vielen Konzernen, die Löhne das zweite Jahr in Folge kräftig anzuheben.

Nippon Steel zeigt sich großzügig

Toyota selbst gab keine Details zum Tarifabschluss bekannt, aber die Firmengewerkschaft Toyota Motor Workers‘ Union hatte eine monatliche Anhebung der Basislöhne je nach Kategorie um bis zu 28.440 Yen (177 Euro) und eine Rekord-Bonuszahlung von 7,6 Monatsgehältern verlangt, so viel wie seit 25 Jahren nicht mehr. Nippon Steel erhöhte die Basislöhne um 35.000 Yen (217 Euro). Die Anhebung um 14% übertraf die Forderung der Gewerkschaft. Damit wolle man „vielversprechende Talente sichern und alle Mitarbeiter produktiver machen“, erklärte Nippon Steel. Hitachi und Toshiba berichteten, ihre Lohnerhöhungen seien die höchsten seit 1998.

Notenbankchef Kazuo Ueda hat immer wieder betont, dass ein „positiver Zyklus“ von Lohn- und Preissteigerungen notwendig sei, um das Ziel der Preisstabilität zu erreichen. Erst dann könne es eine Straffung der Geldpolitik geben. „Wir werden nach einer umfassenden Bewertung der (heutigen) Reaktionen eine angemessene Entscheidung treffen“, erklärte Ueda. Ihren nächsten Beschluss fasst die Notenbank am Dienstag, dem 19. März.

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