IG Metall will flexiblere Arbeitszeiten

Keine Absenkung der Wochenstunden - 82 Mill. Euro für die Streikkasse

IG Metall will flexiblere Arbeitszeiten

ge Berlin – Nach einem ersten Erfolg der Eisenbahnergewerkschaft EVG, deren jüngster Tarifvertrag ein Wahlrecht zwischen Lohnerhöhung und freien Tagen eingeführt hat, will nunmehr auch die IG Metall mit arbeitszeitpolitischen Forderungen in die nächste Tarifrunde starten. “Lange genug haben die Arbeitgeber Flexibilität als ihr Privileg verstanden. Jetzt sind die Beschäftigten dran!”, sagte Gewerkschaftschef Jörg Hofmann gestern in Berlin. Die IG Metall mit ihren knapp 2,3 Millionen Mitgliedern strebe Arbeitszeitregeln an, die ausufernde Arbeitszeiten begrenzen und eine bessere Vereinbarkeit zwischen Arbeit und Leben ermöglichen. Es gehe darum, wie Arbeitnehmer in “begründeten Kontexten” weniger arbeiten können und dennoch ihren Lohn weiterbekommen. Dies seien etwa Kinderbetreuung, Pflege oder Weiterbildung. Diversifizierter als früherZugleich betonte Hofmann, dass es sich bei dieser Forderung nicht um eine Absenkung der wöchentlichen Arbeitszeit handele. Anders als in den achtziger Jahren in Westdeutschland in Zeiten einer “aufkommenden Massenarbeitslosigkeit” gebe es heute Rekordzahlen bei den Erwerbstätigen und eine relativ niedrige Arbeitslosenquote. Die IG Metall hatte sich mit den Arbeitgebern der Metall- und Elektroindustrie im vergangenen Jahr auf eine zweistufige Lohnerhöhung im Volumen von 4,8 % geeinigt. Der Tarifvertrag läuft bis Ende 2017.Daneben will die Gewerkschaft wieder mehr Unternehmen in die Tarifbindung zurückholen. Künftig dürfe es Unternehmen nicht mehr möglich sein, mit Verkauf, Betriebsaufspaltung oder Auslagerung der Produktion Tarifverträgen zu entfliehen. Hofmann verlangte ein Gesetz, das eine Übertragung der Tarifbindung in solchen Fällen vorschreibt.Hauptkassierer Jürgen Kerner listete auf, dass von den 548 Mill. Euro Mitgliedsbeiträgen (plus 2,7 %) 82 Mill. in Rückstellungen und Rücklagen abgezweigt wurden. Wie umfangreich die Streikkasse damit ist, wollte er nicht beantworten – nicht einmal, wie die Gewerkschaft ihre freien Mittel möglichst profitabel anlegt. Angesichts des Niedrigzinsumfelds würden sie aber “diversifizierter” investiert als früher.