Inflation

Importpreise legen nochmals stärker zu

Importe nach Deutschland sind im Juni so viel teurer geworden, wie seit 1981 nicht. Die Ursachen liegen im Energiesektor.

Importpreise legen nochmals stärker zu

rec Frankfurt

Die deutschen Importe haben sich im Juni wegen höherer Preise für Öl, Gas und andere Energieprodukte so stark verteuert wie seit der zweiten Ölkrise im Jahr 1981 nicht. Die Einfuhrpreise stiegen nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) auf Jahressicht um 12,9%. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit 12,6% gerechnet, nachdem es im Mai ein Plus von 11,8% gegeben hatte.

Die Einfuhrpreise senden ein weiteres Signal, dass der Preisdruck auf vorgelagerten Stufen der Wertschöpfung im Zuge des Post-Corona-Aufschwungs stark anzieht. Auch im Großhandel und bei Produzenten sind Teuerungsraten zu verzeichnen, wie sie die Statistiker seit fast 40 Jahren nicht registriert haben (vgl. BZ vom 21. Juli). Das nährt den Verdacht mancher Ökonomen, der Preisschub könnte auf breiterer Front und für längere Zeit auf die Verbraucherpreise durchschlagen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hält das bislang für unwahrscheinlich und den Inflationsschub für temporär.

Dessen ungeachtet ist damit zu rechnen, dass die Inflation im zweiten Halbjahr im Euroraum zeitweise das EZB-Ziel von 2% deutlich übersteigen und in Deutschland in der Spitze mehr als 4% erreichen wird. Hintergrund ist nicht zuletzt, dass die im zweiten Halbjahr 2020 abgesenkte Mehrwertsteuer nun mit dem normalen Satz stärker als üblich die Verbraucherpreise treibt. Der Effekt wird sich im Juli erstmals substanziell in der Inflationsrate niederschlagen. Eine erste Schätzung legt das Statistische Bundesamt an diesem Donnerstag vor. Am Freitag folgt Eurostat mit Daten für den gesamten Euroraum.

Der starke Anstieg der Importpreise im Juni geht vor allem auf die Entwicklung bei der Energie zurück: Sie verteuerte sich um 88,5% im Vergleich zum Juni 2020. „Dieser Anstieg begründet sich durch das außerordentlich niedrige Preisniveau des Vergleichsmonats“, erklärten die Statistiker diesen sogenannten Basiseffekt. Damals hatte die Nachfrage aufgrund der Corona-Rezession ihren Tiefpunkt erreicht, bei einem gleichzeitig starken Angebotsüberhang. Erdgas verteuerte sich mit 150,0% besonders stark, Erdöl um 81,8%. Ohne Berücksichtigung der Energie stiegen die Einfuhrpreise im Juni um 7,2%.

Vorleistungsgüter verteuerten sich mit 17,1% ebenfalls überdurchschnittlich stark. Dabei kosteten vor allem Eisenerze (plus 97,4%), Rohkupfer (plus 49,9%) sowie gesägtes und gehobeltes Holz (plus 43,9%) deutlich mehr. „Hauptgrund für den starken Anstieg der Preise für Eisenerz und infolgedessen der Preise für Roheisen, Stahl und Ferrolegierungen dürfte die weiterhin starke weltweite Nachfrage sein“, führten die Statistiker aus. Angesichts der Rohstoffpreishausse und Materialknappheiten spricht der Chef des Außenhandelsverbands DIHK, Peter Adrian, inzwischen vom „Geschäftsrisiko Nummer eins“. Die Effekte auf die Inflation müsse man „sehr sorgfältig beobachten“.