Welthandel

IWF warnt vor Folgen der Fragmentierung für Klimawandel

Eine Fragmentierung im Welthandel führt laut IWF nicht nur zu Wohlstandsverlusten, sondern kann auch den Klimawandel verstärken. IWF-Chefin Kristalina Georgiewa hat einen Appell parat.

IWF warnt vor Folgen der Fragmentierung für Klimawandel

IWF warnt vor Folgen der Fragmentierung für Klimawandel

Welthandel laut Währungsfonds erstaunlich robust – Kiel Trade Indicator: Nahost-Konflikt zeigt noch keine Spuren

mpi/ba Frankfurt

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Mittwoch vor den Auswirkungen der politischen Blockbildung im Welthandel gewarnt, sollte sich dieser Trend verfestigen. „Die Fragmentierung ist real“, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa auf einer Veranstaltung des Währungsfonds in Washington.

Diese Zersplitterung im Welthandel aufgrund von unterschiedlichen politischen Ansichten führe zu deutlichen Wohlstandsverlusten. Gleichzeitig könnte die Fragmentierung laut Georgiewa aber auch eines der drängendsten Probleme der Menschheit verschlimmern: den Klimawandel. Die für den Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit benötigten Rohstoffe müssten weiter global gehandelt werden, mahnte die IWF-Chefin. Dabei hat Georgiewa vor allem Seltene Erden oder Nickel im Sinn. Bei diesen Rohstoffen konzentrieren sich die Abbaugebiete auf wenige Staaten weltweit. Sollten diese Länder wie beispielsweise China die Waren nur noch mit politisch gleichgesinnten Staaten handeln, würde dies die grüne Transformation deutlich behindern.

Weniger Wachstum

Den Welthandel stuft Georgiewa angesichts hoher Inflation sowie Kriegen in der Ukraine und Nahost als „erstaunlich robust“ ein. Der IWF geht davon aus, dass der Welthandel in diesem Jahr 2 bis 3% wachsen kann. Das wäre allerdings weniger als der langjährige Schnitt von 3,8%. Die Fragmentierung könnte allerdings dazu führen, dass sich das Wachstum dauerhaft bei eher 3% einpendele. „Fast 1 Prozentpunkt weniger Wachstum ist auf Dauer nicht wenig“, sagte Georgiewa.

Vom derzeit schwächelnden Welthandel zeugt auch der aktuelle Kiel Trade Indicator. Der Handelsmonat November sei eher durchwachsen verlaufen, hieß es beim Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW Kiel). Der weltweite Handel sei preis- und saisonbereinigt um 0,9% geringer ausgefallen als im Vormonat und auch die Menge an verschifften Standardcontainern ist gesunken – um 1% und damit unter die Marke von 14 Millionen Stück.

China wird unabhängiger

Dass der Schiffsverkehr im Roten Meer deutlich unter dem eigentlich zu erwartenden Aufkommen lag, führt das IfW allerdings in erster Linie auf konjunkturelle Ursachen zurück. „Es klafft immer wieder eine Lücke zwischen der tatsächlichen und der zu erwartenden Containermenge im Roten Meer, weil China unabhängiger vom Handel mit dem Westen und Deutschland wird“, erklärte IfW-Handelsexperte Vincent Stamer.

Auswirkungen des Nahost-Konflikts dürften sich erst mittel- bis langfristig zeigen. Zuletzt waren mehrere Handelsschiffe im südlichen Roten Meer unter Beschuss geraten. Israel warf den vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen vor, im November vor der Küste Jemens ein Frachtschiff gekapert zu haben. „Terroristische Angriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer könnten aber in Zukunft zu einer erneuten Belastung für den Welthandel werden, vor allem wenn Frachtraten aufgrund von Gefahrenzulagen steigen“, mahnte Stamer. Langfristig könnten Reeder auch auf alternative Routen oder Transportmittel ausweichen. Da derzeit allerdings mehr als 10% des globalen Handels durch das Rote Meer und den Suezkanal führen, könnten Beeinträchtigungen dort erhebliche Auswirkungen auf den globalen Warenverkehr mit sich bringen.

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