Bundesverband deutscher Banken

Schwierige Rollensuche beim digitalen Euro

Die deutschen Privatbanken unterstützen zwar die Einführung eines digitalen Euro. Dieser birgt aber bei falscher Ausgestaltung auch zahlreiche Risiken für das Geschäftsmodell der Institute, warnt der Bundesverband deutscher Banken.

Schwierige Rollensuche beim digitalen Euro

ahe Berlin

Die deutschen Privatbanken warnen vor einer Neuausrichtung der Beziehungen zwischen Geschäftsbanken und der Europäischen Zentralbank (EZB) durch die geplante Einführung des digitalen Euro. Die Rollenverteilung zwischen beiden Seiten müsse unverändert bleiben, betonte Henriette Peucker, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands deutscher Banken (BdB), am Montag bei der Vorstellung eines neuen Positionspapiers. Die Geschäftsbanken dürften nicht ihre zentrale Funktion im Zahlungsverkehr einbüßen. Die Ausgabe eines digitalen Euro solle allein den Banken vorbehalten bleiben, und dieser müsse mit einem Bankkonto verknüpft sein.

Der Verband verwies in seinem Papier auf den möglichen umfangreichen Abfluss von Kundeneinlagen in die neue Digitalwährung. Dem Bankensystem würde so Zentralbankgeld in nennenswertem Umfang entzogen, was die Refinanzierung der Geschäftsbanken einschränke, hieß es. Dies hätte demnach auch Konsequenzen für das Kreditgeschäft, da das Kreditangebot zurückgehen und die Kreditkosten steigen dürften.

Klare Obergrenze gefordert

Nach Angaben von Peucker setzen sich die Banken für klare Obergrenzen ein, wie viel digitale Euro jeder Bürger halten dürfe. Zur konkreten Höhe einer solchen Obergrenze äußerte sie sich allerdings nicht. Diese dürfe nicht zu hoch ausfallen, da ansonsten das Finanzsystem deutlich instabiler werde, sagte sie lediglich und forderte von der EZB eine detaillierte Folgenabschätzung zur Frage der möglichen Einlagenabflüsse und der Effekte von Obergrenzen.

EZB-Direktor Fabio Panetta hatte einmal ein mögliches Limit von 3 000 Euro in die Diskussion eingebracht. Ob der digitale Euro eingeführt wird, soll allerdings ohnehin erst im Herbst nach dem Ende einer dann zweijährigen Untersuchungsphase entschieden werden. Die EU-Kommission wird voraussichtlich noch im Frühjahr einen Gesetzesvorschlag zur Einführung vorlegen. Mit der Einführung eines digitalen Euro wird frühestens im Jahr 2026 gerechnet.

Der BdB unterstützt zwar grundsätzlich die Einführung und erwartet, dass das digitale Zentralbankgeld einem europäischen Markt für elek­tronisches Bezahlen einen entscheidenden Schub geben könnte. Ein digitaler Euro müsse aber einen zusätzlichen Nutzen stiften und „eine bessere Form des Bargelds darstellen“, hieß es in dem Positionspapier des Bankenverbandes.

Dieser sieht als weiteres Risiko für die eigenen Mitgliedsinstitute zudem die potenziell sinkenden Erträge aus dem Zahlungsverkehr. Dies erschwere zum einen kundenorientierte Weiterentwicklungen – doch es gehe um noch mehr: Der Zahlungsverkehr sei heute als Anker für die Kunde-Bank-Beziehung in die digitale Kontoführung integriert und unterstütze dadurch weitere Dienstleistungen – vom digitalen Haushaltsbuch über Anlage- und Sparprodukte bis zur Kreditvergabe, so der BdB. Sollte eine solche Einbettung nicht mehr möglich sein, könne dies zu einer grundsätzlichen Schwächung der Kunde-Bank-Beziehung führen.

Als eine wichtige Eigenschaft des digitalen Euro erachtet der Verband die „Offline“-Fähigkeit. Ein Geld-Transfer solle auch ohne aktuelle Internetverbindung möglich sein.