Höhere Energiepreise

Sondereffekt heizt deutsche Inflation an

Die Inflation in Deutschland steigt wieder. Im Dezember legte sie deutlich zu. Auch im Januar wird die Teuerung wohl anziehen. Der grundsätzlich bestehende disinflationäre Trend ist dennoch nicht gebrochen.

Sondereffekt heizt deutsche Inflation an

Sondereffekt heizt deutsche Teuerung an

Hilfspaket der Bundesregierung erhöht Dezember-Inflation – Kernrate sinkt – Disinflationärer Trend bleibt bestehen

Die Inflation in Deutschland steigt wieder. Im Dezember legte sie nach europäischer Berechnungsmethode HVPI von 2,4% auf 3,8% zu. Auch im Januar wird die Teuerung wohl anziehen. Der grundsätzlich bestehende disinflationäre Trend ist dennoch nicht gebrochen, wie ein Blick auf die Entwicklung der Kernrate zeigt.

mpi Frankfurt

Nach mehreren Monaten mit unerwartet deutlichen Rückgängen bei den Inflationsraten haben die Statistiker zum Jahresauftakt keine positive Überraschung parat. Die Inflation in Deutschland kletterte im Dezember nach europäischer Berechnungsmethode HVPI von 2,4% auf 3,8%, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag bekannt gab. In nationaler Rechnung VPI fällt der Anstieg mit 3,7% nach 3,2% im November moderater aus. Ökonomen hatten mit der deutlichen Zunahme gerechnet.

Hauptverantwortlich für den hohen Anstieg der Inflationsrate – wie in den Monaten zuvor schon bei den deutlichen Rückgängen – sind Basiseffekte bei den Energiepreisen. Im Rahmen der sogenannten Dezember-Soforthilfe übernahm der Staat im Dezember 2022 einmalig die Abschlagszahlungen der Haushalte für Gas und Fernwärme. Dies drückte damals die Inflationsrate. Ein Jahr später wiederum fällt die Teuerung im Jahresvergleich deshalb höher aus.

Disinflationärer Trend nicht grundsätzlich gebrochen

Ein Blick auf die Kernrate der Teuerung sowie auf die Monatsraten bei der Gesamtinflation zeigt, dass der disinflationäre Trend mit den Dezember-Zahlen nicht grundsätzlich gebrochen ist. Im Monatsvergleich fiel der Anstieg der Inflation mit 0,1% (VPI) bzw. 0,2% (HVPI) moderat aus. Die Kernrate ging zum Jahresschluss sogar von 3,8 auf 3,5% zurück. Sie klammert die schwankungsanfälligen Lebensmittel- und Energiepreise aus und gilt daher als Gradmesser für den zugrunde liegenden Preisdruck. „Das signalisiert, dass der Preisdruck in der Breite unverändert nachlässt, und spricht für einen intakten Abwärtstrend bei der Inflation“, sagte Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Weiterer Anstieg wahrscheinlich

Dennoch wird die Gesamtrate der Inflation auch im Januar vermutlich steigen. „Denn der Staat dürfte die Verbraucherpreise etwa durch höhere CO2-Preise oder die gestiegene Mehrwertsteuer für Gaststätten um schätzungsweise 1,2% erhöhen“, schreibt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer in seiner Analyse. Im weiteren Jahresverlauf dürfte die Inflation dann wieder tendenziell nachlassen. „Von Entwarnung kann aber noch keine Rede sein“, meint Krämer. Er verweist auf die steigenden Löhne, die den Preisdruck hoch halten könnten, „so dass sich die Inflation letztlich eher bei 3% als bei 2% einpendeln dürfte“.

Andere Ökonomen wie Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), sind ein gutes Stück optimistischer: „Im Jahresverlauf dürfte die deutsche Teuerungsrate in Richtung 2% fallen.“ Für das Gesamtjahr 2024 rechnet er mit 2,5%.

Auch Euro-Inflation dürfte klettern

Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet für die gesamte Eurozone eine Jahresrate von 2,7%, womit sie das Inflationsziel von 2% deutlich verfehlen würde. Die Dezember-Inflationszahlen veröffentlicht Eurostat an diesem Freitag. Auch hier dürfte es bei der Inflation ein gutes Stück nach oben gegangen sein. Darauf deuten nicht nur die deutschen Zahlen hin.

Höhere Inflation in Frankreich

In Frankreich ist die Inflation im Dezember von 3,9 auf 4,1% gestiegen, wie das nationale Statistikamt Insee am Donnerstag mitteilte. Auch hier waren die im Jahresvergleich höheren Energiepreise der Treiber der Entwicklung. Nahrungsmittel verteuerten sich hingegen nicht mehr ganz so stark wie zuletzt.

Schon im Dezember hatte Spanien Zahlen für den Schlussmonat veröffentlicht. Dort verharrte die Teuerung bei 3,3%.

Wertberichtigt Seite 2
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