Trump nimmt sich nächste Statistik vor

Nach Definition der Arbeitslosenquote steht Handelsbilanz auf dem Prüfstand

Trump nimmt sich nächste Statistik vor

Von Stefan Paravicini, New YorkDie neue US-Regierung stellt die Methode zur Berechnung der Handelsbilanz auf den Prüfstand. Das berichtet das “Wall Street Journal” mit Verweis auf Personen, die in die Diskussionen eingebunden sind. Es wäre nach der Arbeitslosenquote bereits die zweite statistische Größe, deren Definition unter dem neuen US-Präsidenten Donald Trump in Verruf gerät. Trump hatte in seinem Wahlkampf mit der Kritik an internationalen Handelsabkommen unter Verweis auf die Folgen für Arbeitsplätze in den USA vor allem im sogenannten “Rust Belt” gepunktet und seiner Widersacherin Hillary Clinton hier im November überraschend viele Stimmen abgenommen.Unter anderem hatte Trump während seiner Kampagne mit der Behauptung für Aufsehen gesorgt, dass die tatsächliche Arbeitslosenquote in den USA oberhalb von 40 % liege, während die Arbeitslosenstatistik derzeit einen Wert unterhalb von 5 % nahe der Vollbeschäftigung ausweist. In seiner ersten Pressekonferenz als US-Präsident Ende der vergangenen Woche wiederholte Trump diese Behauptung nicht, versicherte der versammelten Presse aber mehrfach, dass er als Mann an der Spitze der größten Volkswirtschaft der Welt ein großes “Durcheinander” übernommen habe.Die nach Angaben des “Wall Street Journal” erwogene neue Methode zur Berechnung der Handelsbilanz würde das behauptete Durcheinander insofern vergrößern, als sie das Handelsbilanzdefizit der USA aufblähen würde. Die Änderung der Methodik betreffe Waren, die in die USA importiert und unverändert wieder exportiert werden. Diese sollen zwar weiterhin in den Importen mitgezählt werden, auf der Exportseite aber würden sie herausgerechnet.Aus Sicht der US-Regierung hätte die neue Methode den Vorteil, dass erkennbar wäre, wie hoch die Exporte der tatsächlich in den USA hergestellten Güter sind. Ökonomen kritisieren hingegen, dass die entsprechenden Waren zwar aus den Exporten herausgerechnet würden, nicht aber aus den Importen (siehe Grafik). Dies führe zu einer Asymmetrie in den Daten.Dem Bericht nach sind die zuständigen Mitarbeiter im Büro des Handelsbeauftragten der US-Regierung gebeten worden, Daten nach einer neuen Methodik zu erstellen. Aus dem Umfeld Trumps hieß es, man prüfe derzeit verschiedene Optionen. Es sei noch offen, ob die offizielle Berechnungsmethode verändert werden soll. “Wir sind noch weit entfernt von einer Entscheidung”, zitiert das Blatt Payne Griffin, Deputy Chief of Staff des US Trade Representative Robert Lighthizer, der vom Senat erst noch gehört und bestätigt werden muss.Aus dem Wirtschaftsministerium heißt es, dass alle Diskussionen über das Sammeln und die Aufbereitung von Wirtschaftsdaten nur eine Fortsetzung einer lange andauernden Diskussion und Teil des Strebens seien, so präzise Statistiken wie möglich anzubieten. Der designierte Wirtschaftsminister Wilbur Ross wurde vom Senat bereits angehört und soll am nächsten Montag bestätigt werden. Defizit mit Mexiko verdoppeltUS-Präsident Donald Trump will das Handelsdefizit der USA durch eine protektionistische Politik vermindern. Er beschuldigt derzeit mehrere Länder – darunter auch Deutschland -, durch künstliche Schwächung der jeweiligen Währungen hohe Handelsbilanzüberschüsse auf Kosten der USA zu erwirtschaften. Höhere US-Defizitzahlen könnten als Bestätigung dieses Vorwurfs herangezogen werden. Allein das Handelsdefizit im Austausch mit dem Nachbarn Mexiko würde nach Angaben von Bloomberg mit der alternativen Berechnungsmethode von gut 60 Mrd. auf rund 115 Mrd. Dollar steigen.