Leitzins

Überraschende Zinssenkung der SNB

Als erstes Industrieland senkt die Schweizerische Nationalbank den Leitzins und gibt damit den Sieg über die Inflation bekannt. Die Teuerung in der Schweiz bewegt sich schon seit einigen Monaten unter 2%, was nicht zuletzt ein Ergebnis einer starken Aufwertung des Franken war.

Überraschende Zinssenkung der SNB

Leitzinssenkung lässt den Franken purzeln

Die Schweizer Nationalbank signalisiert unerwartet früh den Sieg über die Inflation – Weitere Zinsschritte wahrscheinlich

dz Zürich

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat anlässlich ihrer ersten geldpolitischen Lagebeurteilung im laufenden Jahr eine Senkung des Leitzinses um einen Viertelprozentpunkt auf 1,5% angekündigt. Den Entscheid hatte zu diesem Zeitpunkt kaum jemand erwartet. Die meisten Beobachter waren von einer ersten Senkung im Juni ausgegangen, zumal auch die amerikanische Fed den Leitzins am Mittwoch unverändert gelassen hatte, die Märkte aber auf drei Zinssenkungen im Jahresverlauf vorbereitete.

Die Schweizer Währungshüter befinden sich allerdings in einer komfortableren Position als andere Notenbanken. Im Februar hatte die Inflation ein Niveau von nur mehr 1,2% erreicht. Für das Gesamtjahr rechnet die Nationalbank mit durchschnittlich 1,4%. Auch für die nächsten zwei Jahre sieht die Notenbank Inflationsraten von 1,2% bzw. 1,1% – unter der theoretischen Annahme, dass der Leitzins unverändert bleibt. Nach Definition der Schweizerische Nationalbank besteht bei einer Teuerung zwischen 0% und 2% Preisstabilität.

Franken wertet ab

SNB-Chef Thomas Jordan sagte auf der Medienkonferenz, die Lockerung der Geldpolitik sei möglich geworden, weil die Teuerung seit einigen Monaten wieder unter 2% liege und die Bekämpfung der Inflation über die letzten zweieinhalb Jahre wirksam gewesen sei.

Der Zinsentscheid berücksichtige auch die im zurückliegenden Jahr eingetretene reale Aufwertung des Franken, sagte Jordan. Die Schweizer Industrie und Exportwirtschaft hatte vor allem Ende 2023 im Zuge eines damals kräftigen Aufwertungsschubs laute Hilferufe ausgestoßen und die Notenbank zu einer Geldpolitik mit Augenmaß aufgefordert. Umso größer dürfte nun die Erleichterung über die Zinssenkung in diesen Kreisen sein. Der SNB-Zinsentscheid ließ den Franken am Donnerstag im Morgenhandel gegenüber den wichtigsten Währungen purzeln. Zum Dollar verlor die helvetische Valuta mehr als 1% auf knapp 90 Rappen pro Dollar und auch der Wert des Euro stieg im Vergleich zum Franken um über 0,8% auf 98 Rappen pro Euro.

Forderungen an Banken

Jordan räumte ein, dass die Franken-Aufwertung im vergangenen Jahr vor allem in der Industrie das Wachstum gedämpft und die schwache Nachfrage besonders aus dem wichtigsten Absatzmarkt Deutschland verschärft habe. Trotzdem verzeichnete die Schweiz im Schlussquartal des Vorjahres noch ein moderates Wachstum, das vor allem dem Konsum zu verdanken war. Im laufenden Jahr rechnet die SNB unverändert mit einem BIP-Wachstum von 1%, was ungefähr dem zuwanderungsbedingten Bevölkerungswachstum entspricht.

Beobachter gehen davon aus, dass SNB-Zinssenkung kaum Einfluss auf das Wachstum haben wird. Umso weniger, als weitere Zinssenkungen bis auf ein Niveau von 1% bereits in den Kapitalmarktzinsen eingepreist zu sein scheinen. Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit rentieren aktuell rund 0,6% - ein Niveau, das sich nach Auffassung von Marktanalysten in den nächsten Monaten kaum verändern dürfte. Damit ist auch gesagt, dass die Hypothekarzinsen in nächster Zeit kaum fallen, was auch für den an den durchschnittlichen Hypothekensatz gebndenen Mietpreisindex keine Veränderung erwarten lässt.

Ein Jahr nach der Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS resümierte die SNB auch ihre Beiträge und Erwartungen an die Reform der nationalen und internationalen Regulierung. Systemrelevante Banken hätten Verbesserungen in der Liquiditätsvorsorge nötig, und auch die Qualität des Eigenkapitals als ersten Puffers zur Verlustabsorption müsse regulatorisch geschärft werden. Schließlich verlangt die SNB auch mehr Möglichkeiten, in einem Krisenfall früher – etwa aufgrund von Signalen aus den Finanzmärkten – intervenieren zu können.

Die Schweizer Nationalbank erklärt den Sieg über die Inflation. Als erstes Noteninstitut senkte die SNB am den Leitzins von 1,75% auf 1,5% und sorgte damit bei fast allen Beobachtern für eine dicke Überraschung. Der Franken verlor nach dem Entscheid deutlich an Wert gegenüber dem Euro und dem Dollar.

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