US-Firmen in China wollen nicht auf Trump hören

AmCham: Keine Rückverlagerung der Produktion

US-Firmen in China wollen nicht auf Trump hören

nh Schanghai – Amerikanische Unternehmen mit China-Präsenz fürchten zwar eine weitere Eintrübung des Geschäftsklimas im Zuge der anhaltenden geo- und industriepolitischen Streitigkeiten zwischen China und den USA, sehen aber überwiegend keine Veranlassung, ihren China-Aktivitäten den Rücken zu kehren und eine von US-Präsident Donald Trump geforderte Rückverlagerung der Produktion in die USA anzugehen. Dies sind die Kernaussagen einer am Mittwoch veröffentlichten Erhebung der American Chamber of Commerce in China (AmCham) bei Mitgliedsfirmen im Reich der Mitte. Kurs auf SüdostasienNur etwa 4 % der über 200 befragten Unternehmen zeigen überhaupt theoretisch Bereitschaft, Teile ihrer Produktion in China in die USA zurück zu verlagern, geht aus der neuen Business Confidence Survey für China der AmCham hervor. Allerdings sieht man einen wachsenden Anteil von US-Firmen, die angesichts schwindender Standortvorteile einer chinesischen Produktion mit einer Verlagerung von Aktivitäten in südostasiatische Niedriglohnländer liebäugeln. Während 75 % der Befragungsteilnehmer keinerlei Umzugspläne anpeilen, sind 14 % im Begriff einer Standortverlagerung. Wie der Präsident der AmCham in Schanghai vor der Presse betonte, steht dabei hauptsächlich Südostasien zur Debatte, von einem Rückzug aus China mit Zielrichtung USA könne gegenwärtig keine Rede sein.Erst zu Wochenbeginn hatte Trump erneut Drohungen gegenüber US-Unternehmen ausgesprochen, die verstärkt auf Auslandsaktivitäten setzen. Seine Regierung werde mit Strafzöllen und anderen Maßnahmen diejenigen Firmen bestrafen, die Amerika im Stich ließen, um neue Arbeitsplätze in China und anderen Ländern zu schaffen, erklärte Trump am Montag bei einer Ansprache zum amerikanischen Labour-Day-Feiertag. Die Erhebung der AmCham Schanghai allerdings ergibt, dass das Gros der US-Firmen vor Ort keinerlei Absichten hat, ihre Belegschaft in China zu reduzieren. Mehr als zwei Drittel planen sogar eine Ausdehnung der Beschäftigung.Bei den knapp 30 % der Befragungsteilnehmer, die tatsächlich Jobkürzungen im Visier haben, wird dies nicht auf geopolitische Spannungen, sondern auf Nachfrageverschiebungen im Zuge der Corona-Epidemie und ihrer wirtschaftlichen Folgen zurückgeführt. Nichtsdestoweniger bringt der mittlerweile auch auf technologischer Ebene geführte Streit zwischen den beiden weltführenden Volkswirtschaften eine Beeinträchtigung des Geschäftsklimas aus Sicht von US-Unternehmen vor Ort. Dabei überwiegt Pessimismus hinsichtlich der Chancen, dass sich die Wogen bald wieder glätten.