KommentarZahlungsmittel

Bargeld ist absolut schützenswert

Die künftige Akzeptanz von Bargeld als Zahlungsmittel in Deutschland ist kein Selbstläufer. Analoges Bezahlen in einer digitalisierten Welt zu erhalten, ist jedoch wichtig für die Gesellschaft.

Bargeld ist absolut schützenswert

Absolut schützenswert

Bargeld

Von Martin Pirkl

Auch im bargeldbegeisterten Deutschland greifen Menschen immer öfter beim Bezahlen zur Kreditkarte oder gar zum Smartphone. Während heute noch mehr als jede zweite Transaktion mit Scheinen und Münzen über die Bühne läuft, vermuten Experten, dass es bis 2037 nicht mal jede dritte ist. Das ist eine Entwicklung, die Probleme mit sich bringt. Je seltener Bargeld zum Einsatz kommt, desto weniger lohnt es sich für Banken, Geldautomaten zur Verfügung zu stellen. Und desto öfter werden Händler Bargeld nicht mehr annehmen.

Wenn die Nachfrage sinkt, dann sinkt halt auch das Angebot: So einfach ist die Lage bei Bargeld jedoch nicht. Denn es ist kein gewöhnliches Gut, bei dem Angebot und Nachfrage den Preis bilden. Bargeld sollte als Teil der kritischen Infrastruktur betrachtet werden.

Bargeld bietet viele Vorteile

Gerade in Krisenzeiten ist die Möglichkeit des analogen Bezahlens wichtig. Der physische Charakter wirkt beruhigend auf Menschen, wie verschiedene Forschungsergebnisse zeigen. Geld auf Bankkonten ist weniger greifbar – psychisch und manchmal sogar tatsächlich. Etwa wenn es technische Probleme bei Banken gibt, selbstverschuldet oder durch einen Hackerangriff. In solchen Szenarien ist es wichtig, dass Bargeld auch weiterhin existiert.

Auch darüber hinaus bieten Münzen und Scheine jedoch einige Vorteile. Sie sind inklusiv, schützen die Privatsphäre und helfen Menschen dabei, ihre Ausgaben besser im Blick zu behalten. Daher ist es richtig, dass es zu den Aufgaben der Bundesbank gehört, in Deutschland jederzeit eine ausreichende Bereitstellung von Bargeld zu gewährleisten. Die Menschen sollten auch in Zukunft die Wahlfreiheit beim Bezahlen haben.

Der digitale Euro sollte kommen

Zu dieser Wahlfreiheit gehört aber auch, dass digitales Bezahlen nicht auf der Strecke bleibt. Damit diejenigen, die vom Bargeld lieber die Finger lassen wollen, attraktive Angebote zur Verfügung haben. Ein solches sollte der digitale Euro werden, als Alternative zu Bargeld wie auch zu Paypal und Co.

Wie die künftige Akzeptanz von Bargeld als Zahlungsmittel ist jedoch auch die Einführung des digitalen Euro kein Selbstläufer. Er muss nicht nur so ausgestaltet werden, dass er alle formalen Hürden für eine Einführung nimmt, sondern auch so, dass die Bürger darin einen Nutzen für sich sehen. Etwa, indem er Vorteile von Bargeld wie den Schutz der Privatsphäre mit Vorteilen von Kreditkarten wie der Bequemlichkeit beim Bezahlen verbindet. Nur wenn der digitale Euro die Bevölkerung überzeugt, kann er im Wettbewerb mit anderen Zahlungsmitteln bestehen.

Die künftige Akzeptanz von Bargeld als Zahlungsmittel in Deutschland ist kein Selbstläufer.

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