Washington

Das plötzliche Ende der Maskenpflicht

Eine US-Bundesrichterin hat entschieden, die Maskenpflicht in Flugzeugen und Zügen aufzuheben. Die Reaktionen sind unter anderem deswegen durchwachsen, weil in den USA zuletzt die Zahl der Corona-Erkrankungen wieder gestiegen ist.

Das plötzliche Ende der Maskenpflicht

In Hunderten von Flugzeugen in den USA reagierten Passagiere verblüfft, als am Montagabend die unerwartete Durchsage kam, dass mit sofortiger Wirkung die Maskenpflicht nicht mehr gilt. Dies hatte eine Bundesrichterin in Florida entschieden. Dabei hatte kurz zuvor die staatliche Gesundheitsbehörde Centers for Disease Con­trol (CDC) empfohlen, die Maskenpflicht im Personenfernverkehr vorläufig bis Anfang Mai zu ver­längern.

In den kommenden Wochen wird sich nun herausstellen, ob zum ersten Mal seit zwei Jahren diese be­deutende Lockerung der Kontaktbeschränkungen für Entspannung sorgen wird oder vielmehr die Serie von teils gewalttätigen Zwischenfällen, vor allem im zivilen Flugverkehr, andauern wird. Allein im letzten Jahr waren bei der Polizei über 5000 Strafanzeigen eingegangen, die in einigen Fällen sogar zu Gefängnisstrafen für aufsässige Passagiere führten.

Bisher waren die Reaktionen je­denfalls durchwachsen. Während nach der Bekanntgabe des Gerichtsurteils in vielen Maschinen spontaner Jubel ausbrach und selbst Flugbegleiter applaudierten, waren einige Gäste alles andere als begeistert. „Es ist doch allgemein bekannt, dass das Virus durch die Luft übertragen wird“, sagte Shelby Walters nach der Landung in Washington. „Es ist doch wesentlich bequemer, sich für ein paar Stunden eine Schutzmaske über Mund und Nase zu ziehen, als später an einem Beatmungsgerät zu hängen.“

Auf den ersten Blick ist die Entscheidung von Richterin Kathryn Kimball Mizelle deswegen verwunderlich, weil aufgrund der BA.2-Untervariante des Virus, die noch ansteckender sein soll als die Omikron-Variante, gerade in den vergangenen Wochen die Zahl der Corona-Erkrankungen in den USA wieder gestiegen ist. Stark betroffen sind vor allem die dicht besiedelten Staaten In Nordosten. Laut CDC werden im Schnitt täglich 35000 neue Infektionen gemeldet und zuletzt 373 Todesfälle pro Tag. Das liegt zwar weit hinter den Zahlen zurück, die am Höhepunkt der Pandemie gemessen wurden, bedeutet aber dennoch, dass sich die USA mit 988000 Opfern langsam der Marke von 1 Million Corona-Toten nähern.

Auf der anderen Seite sollte Mizelles Urteil, in dem die Richterin unter anderem der staatlichen Gesundheitsbehörde Kompetenzüberschreitung vorwarf, nicht verwundern. Immerhin wurde Mizelle vom ehemaligen Präsidenten Donald Trump ernannt, der strikte Kontaktbeschränkungen ablehnte und überzeugt war, dass die Medien die Pandemie nutzen, um seine Präsidentschaft zu unterminieren. Sein Nachfolger Joe Biden hat das Urteil widerwillig akzeptiert. „Die Entscheidung ist natürlich enttäuschend“, sagte Regierungssprecherin Jen Psaki. Er empfiehlt Passagieren in Flugzeugen das freiwillige Tragen einer Maske.

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US-Präsident Joe Biden und seine Gattin Jill haben mit der Veröffentlichung ihrer gemeinsamen Steuererklärung nicht nur eine Tradition wiederhergestellt, mit der lediglich Bidens Vorgänger, Donald Trump, gebrochen hatte. Sie haben zugleich Geschichte geschrieben. Zum ersten Mal geht nämlich eine First Lady – Jill Biden unterrichtet am Northern Virginia Community College – während der Amtszeit des Präsidenten einer bezahlten Tätigkeit nach, für die sie Steuern zahlen muss.

Die Bidens verdienten im vergangenen Jahr 610702 Dollar, von denen ein Viertel an den Fiskus abgeführt wurde. Diese setzten sich einerseits aus dem Präsidentengehalt von 400000 Dollar zu­sammen. Den Rest bezogen die Bidens aus der Arbeit der First Lady sowie Sozialversicherungseinkommen und den Einnahmen von zwei Firmen, die Reden und Bücher der Bidens verwalten. Auch konnte sich der Präsident am „Tax Day“, der dieses Jahr auf Ostermontag fiel, einen Seitenhieb gegen seinen Vorgänger Donald Trump nicht verkneifen. Biden habe wie jeder Präsident seit Richard Nixon seine Steuererklärung veröffentlicht, um volle Transparenz zu demonstrieren, sagte das Weiße Haus. „Anders als einige andere Präsidenten“, spielt er auf Trump an, der sich hartnäckig geweigert hatte, seine Dokumente an die Öffentlichkeit zu bringen.