SMA Solar

Der Knoten ist geplatzt – vorerst

Anleger des Wechselrichterherstellers können angesichts des erwarteten Ergebnissprungs in diesem Jahr durchaus jubeln. Für das Unternehmen und die Branche wäre es aber besser, wenn die Abhängigkeit von Importen aus China abgebaut würde.

Der Knoten ist geplatzt – vorerst

Als Vorstandsmitglied eines Unternehmens in der Dax-Familie ist man stets gut beraten, auch in schwierigen Momenten die Fassung zu bewahren. Ganz besonders gilt das bei Auftritten vor Analysten und Journalisten. Dem früheren Finanzchef von SMA Solar Ulrich Hadding ist das geradezu vorbildlich gelungen, als er im Mai vergangenen Jahres bei der Vorstellung von Quartalszahlen über die „ziemlich frustrierende“ Situation des Wechselrichterherstellers sprach. Die Energiekrise hatte dem SDax-Unternehmen gerade eine Nachfrage beschert, wie es sie schon seit zehn Jahren nicht mehr gegeben hatte. Toll, hätte man denken können, da ist sie endlich, die Energiewende. Nur leider war SMA aufgrund des Chipmangels nicht imstande, diesem immensen Bedarf an Equipment für die Erzeugung von sauberem und günstigem Sonnenstrom in ausreichendem Maße nachzukommen.

In der Branche sind vermutlich schon weniger zahme Begriffe zur Beschreibung der aktuellen Lage gefallen. Denn die Unfähigkeit, hierzulande beispielsweise genügend Wechselrichter zu produzieren, ist angesichts der einstigen Weltmarktführerschaft Deutschlands in der Solarindustrie durchaus bitter. Zugleich ist sie ein weiteres Abbild der übergroßen Abhängigkeit von China, wo die benötigten Prozessoren im Auftrag von US-Herstellern gefertigt und in Engpass-Situationen bevorzugt erst mal an US-amerikanische und chinesische Kunden geliefert werden.

Die Ambitionen der Europäischen Union, künftig mehr Chips selbst zu produzieren, sind somit zu begrüßen. Zugleich darf man gespannt sein, mit welchen Mitteln die EU und die Bundesregierung die gesamte hiesige Wertschöpfungskette in der Solarindustrie zu stärken beziehungsweise wiederzubeleben gedenken. Denn in der Betrachtung sämtlicher Komponenten von PV-Anlagen kommen fast 90 % ebenfalls aus China. Das Land stellt zudem mehr als 80 % der globalen Produktionskapazitäten − und hat kürzlich laut über Exportbeschränkungen für bestimmte PV-Technologien nachgedacht.

Hadding, der SMA im zweiten Quartal 2022 verlassen hat, würde dies womöglich als „ungünstig“ bezeichnen. Denn künftig wird Fotovoltaik laut der Internationalen Energieagentur den weltweit größten Beitrag zur Energieerzeugung leisten. Bis 2030 erwarten die Experten eine Vervierfachung des jährlichen Zubaus auf 650 Gigawatt.

Für SMA sind das sicherlich erst einmal gute Aussichten. Anleger können sich auch zu Recht über den satten Ergebnissprung freuen, den der Konzern mit den aufgelösten Lieferengpässen in diesem Jahr voraussagt. Langfristig wäre mehr Autonomie in der gesamten Branche aber noch viel bedeutender.