KommentarPreisentwicklung

Erfreuliches im Detail bei der Euro-Inflation

Die Euro-Inflation steigt im Dezember kräftig. Im Detail offenbaren die Zahlen aber auch einige positive Entwicklungen. Besiegt ist die Inflation aber noch lange nicht.

Erfreuliches im Detail bei der Euro-Inflation

Euro-Inflation

Erfreuliches
im Detail

Von Martin Pirkl

Auf den ersten Blick haben die jüngsten Inflationszahlen der Eurozone wenig Gutes an sich. Zwar bleibt die Inflation im Dezember unter 3%, doch fällt der Anstieg um 0,5 Prozentpunkte kräftig aus. Nach sieben Monaten mit Rückgängen in Folge steigt die Inflationsrate wieder. Und im Januar dürften Maßnahmen der Bundesregierung dazu führen, dass der Preisdruck auch zum Jahresauftakt hoch bleibt – in Deutschland, wie in der Eurozone.

Ein detaillierter Blick auf die Dezember-Zahlen der Euro-Inflation offenbart aber durchaus positive Nachrichten. Grund für den Anstieg war die Entwicklung der Energiepreise. Im Jahresvergleich fällt hier der Rückgang niedriger aus, was maßgeblich auf staatliche Hilfen in 2022 zurückzuführen ist. Ohne diesen Effekt wäre die Teuerung im Dezember 2023 weiter Richtung Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) gefallen.

Fortschritte bei Lebensmittelinflation

Beim anderen Preistreiber des vergangenen Jahres, den Lebensmitteln, gibt es eine erfreuliche Entwicklung. Die Jahresrate ist im Dezember gefallen. Im Vergleich zum Vormonat sind die Preise stabil geblieben. Mehrere Indikatoren wie die Erzeugerpreise oder auch die von der EU-Kommission erhobenen Absatzpreiserwartungen für die Lebensmittelindustrie legen nahe, dass die nach wie vor sehr hohe Inflation für Nahrungsmittel immer weiter nachlassen wird.

Das ist für die Bevölkerung sogar eine noch bessere Nachricht als für die EZB. Schließlich lässt sich die Anschaffung neuer Kleidung oder Möbel meistens verschieben, wenn das Geld gerade knapp ist. Bei Lebensmitteln sieht die Sache anders aus. Daher ist es gerade für den ärmeren Teil der Bevölkerung wichtig, dass die Lebensmittelinflation deutlich nachlässt.

Hohe Unsicherheit

Doch auch die EZB hat von dieser Entwicklung etwas – abseits davon, dass die Nahrungsmittelpreise natürlich maßgeblich in die Berechnung der Verbraucherpreise einfließen. Da Verbraucher regelmäßig mit Preisen im Supermarkt konfrontiert sind, beeinflussen diese stark sowohl die wahrgenommene Teuerung, als auch die Inflationserwartungen. Erstere wirkt sich auf die Glaubwürdigkeit der EZB aus, letztere können die tatsächliche Preisentwicklung beeinflussen.

Trotz aller positiven Details ist die zu hohe Euro-Inflation jedoch noch längst nicht besiegt. Die Unsicherheit bei der künftigen Teuerung ist hoch. Niemand weiß, wie stark der Nahostkonflikt, die Lohnentwicklung, Umweltkatastrophen, die Fiskalpolitik oder die geoökonomische Fragmentierung im Welthandel die Preise beeinflussen werden. Ein Rückgang der Inflation auf 2,0% in 2024 ist daher höchst ungewiss und steht sicherlich nicht in den kommenden Monaten bevor.