Tui

Fragile Erholung

Auch das zweite Coronakrisenjahr hat die Tui mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Der Touristikkonzern hat Luft für die Gesundung der Bilanzstruktur erhalten, die Erholung aber ist fragil.

Fragile Erholung

Auch das zweite Coronakrisenjahr hat die Tui mit einem Milliardenverlust abgeschlossen. Vom Einbruch des operativen Geschäfts ab März 2020 hat sich der Touristikriese bislang nur graduell erholt. Die Pandemie, die sich mit neuen Virusvarianten in die Länge zieht, und Reisebeschränkungen lassen weiterhin nicht erkennen, wann das vollständige Reiseprogramm wieder aufgenommen werden kann. Der notorische Optimismus, den Tui-Chef Friedrich Joussen in Erwartung einer baldigen Rückkehr zu früheren Buchungs-Volumina an den Tag legt, basiert vor allem auf der Hoffnung, dass genügend Impfstoffe in den wichtigsten Märkten zur Verfügung stehen und die Impfquoten ein ausreichend hohes Niveau erreichen werden.

Anlass für Zuversicht besteht, denn es ist davon auszugehen, dass der Tourismus mittelfristig ein attraktiver Wachstumsmarkt bleibt. Vor Beginn der Pandemie legte das Volumen des globalen Reisemarkts stärker zu als die weltweite Wirtschaftsleistung. Gesellschaftliche Trends wie der demografische Wandel mit mehr Menschen, die länger leben und mehr Geld zur Verfügung haben, sind nach wie vor gültig. Dank der Unterstützung von staatlicher Seite, von Banken und der Großaktionäre hat sich die Tui Luft verschaffen können, die Krise zu überstehen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichte Fortschritte bei der Umsetzung der Asset-Right-Strategie mit dem Verkauf des eigenen Anteils an einem zuvor ge­meinsam mit Riu gehaltenen Im­mobilienportfolio waren ebenso möglich wie die zweijährige Verlängerung der Kreditlinien von 4,7 Mrd. Euro bis Mitte 2024. Zudem wurden Überprüfungen finanzieller Kennzahlen – Covenant-Tests – per Ende September 2021 und Ende März 2022 ausgesetzt. Diese Schritte zur Rückkehr zu einer auskömmlichen Bilanzstruktur und einem Ziel-Bruttoverschuldungsgrad von unter 3x sowie ein verbessertes Geschäftsumfeld haben die Ratingagenturen Standard & Poor’s und Moody’s im Oktober veranlasst, ihre im Zuge der Pandemie zuvor in mehreren Schritten reduzierten Bonitätsnoten für die Tui anzuheben.

Doch die Erholung ist fragil. Dank einer Kapitalerhöhung um 1,1 Mrd. Euro im Oktober hat das noch mit fast 5 Mrd. Euro verschuldete Unternehmen Mittelabflüsse von 1 Mrd. Euro im laufenden Herbstquartal abfedern und die Liquidität bei 3,5 Mrd. Euro stabil halten können. Analysten raten nach wie vor weit überwiegend zum Verkauf der Tui-Aktie. Erwartungen, dass die Reisebuchungen bald wieder das Vorkrisenniveau erreichen, müssen sich erst noch erfüllen.