Notiert inMadrid

Mehr Öl für Deutschland

Die Dürre reduziert die Produktion von Olivenöl in Spanien. Daher will man nun mehr hochpreisiges Öl nach Deutschland verkaufen.

Mehr Öl für Deutschland

Notiert in Madrid

Von Thilo Schäfer

Etwas später als anderswo in Europa zogen auch die Landwirte in Spanien mit ihren Traktoren auf die Straße. Am Dienstag etwa blockierten sie den Industriehafen im katalanischen Tarragona. Wie ihre Kollegen in anderen Ländern protestieren auch die spanischen Bauern gegen Billigimporte aus anderen Regionen, zu wenig Unterstützung und zu viel Bürokratie. Hinzu kommen hierzulande die Auswirkungen der Dürre, die etwa in Katalonien bereits zu drastischen Kürzungen beim Wasserverbrauch geführt hat. Selbst die Olivenbauern leiden unter Ernteausfällen wegen der anhaltenden Trockenheit. Spanien ist mit Abstand Weltmarktführer in der Produktion von Olivenöl. Für die Erntesaison in diesem Winter geht man nun von einer Produktion von 800.000 Tonnen aus. Das ist mehr als im Vorjahr. Doch wurden vor fünf Jahren noch 1,8 Mill. Tonnen Oliven gepflückt.

Bei der Firma García de la Cruz in Madridejos, südlich von Madrid in der Mancha, begann man die Ernte schon früh im November. „Wir ernten früh. So hat der Baum mehr Zeit, um sich bis zur Blütezeit im Mai zu erholen“, erklärt Rúben Gómez, der Leiter des Ernteteams. Im vergangenen Mai schadete die ungewöhnliche Hitze in Spanien den Olivenbäumen. Dabei benötigt der biblische Ölbaum viel weniger Wasser als andere Pflanzen und ist daher in Zeiten des Klimawandels ein geeignetes Anbauprodukt in Regionen mit extremer Trockenheit.

Dürre treibt Preise für Olivenöl

Die geringere Ernte, nicht nur in Spanien, sondern auch in anderen Anbauländern, hat eine Preisexplosion beim Olivenöl bewirkt. Die Haushalte in Spanien haben ihren Verbrauch des goldenen Safts daher deutlich zurückgefahren. Olivenöl ist in Spanien kulturell tief verankert. Pro Kopf verzehren die Menschen im Jahr elf Liter Olivenöl. Zum Vergleich: In Deutschland ist es gerade einmal ein Liter. In der Branche macht man sich dennoch mehr Sorgen um die Exportmärkte, wo die Verbraucher noch sensibler auf den Preisanstieg reagieren. Daher setzt man verstärkt auf Qualität und hochpreisige Produkte, sprich das „Native Olivenöl Extra“ (Aceite de Oliva Virgen Extra, oder AOVE). Es handelt sich um die Erstpressung von Oliven, bei denen keine chemischen Prozesse angewendet werden, die Luxusklasse der Öle.

Die Branche bewirbt nun mit Finanzierung der Europäischen Union das AOVE im Ausland, ganz speziell auch auf dem deutschen Markt. Denn Deutschland importiert Olivenöl größtenteils aus Italien, das wiederum der wichtigste Abnehmer für die Exporte aus Spanien ist. An der reinen Umetikettierung von spanischem Öl machen die Italiener ein gutes Geschäft. „Die widmen sich mehr dem Marketing als der Produktion“, stellt ein Olivenbauer der Kooperative San Sebastián, ebenfalls in Madridejos, leicht frustriert fest. Der Export von Olivenöl ist lukrativ, doch zeichnet sich jetzt bereits ein Problem ab. Wegen der geringeren Ernte könnte es im Sommer in Spanien zu Engpässen bei der Versorgung mit Olivenöl kommen, warnt das Fachmagazin "Olimerca".

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