SAP

Riskante Rochaden

SAP hat nach drei Vorstandswechseln 2021 schon den nächsten Abschied aus der Konzernspitze angekündigt. CFO Luka Mucic wird vorzeitig gehen. Mit ihren Rochaden heben sich die Walldorfer ab. Viele Wettbewerber setzen auf Stabilität im Vorstand.

Riskante Rochaden

Wer dachte, nach den zahlreichen Vorstandswechseln in den beiden vergangenen Jahren kommt das Personalkarussell beim Softwarekonzern SAP zur Ruhe, darf sich nun eines Besseren belehrt sehen. Denn auch der mit acht Jahren im Amt bislang dienstälteste SAP-Vorstand Luka Mucic hat jetzt seinen Rückzug angekündigt. Er und der Aufsichtsrat haben sich darauf verständigt, den erst im April 2020 verlängerten Vertrag zum 31. März 2023 aufzulösen – drei Jahre vor dem eigentlichen Laufzeitende.

Der Abschied des CFO ist dabei nicht nur irgendeine weitere Vorstandspersonalie. Mucic ist ein SAP-Urgestein mit mehr als einem Vierteljahrhundert im Unternehmen. Auch wenn der im Herbst 2020 verkündete Strategiewechsel und die damit einhergehende Absenkung der Mittelfristziele SAP und Mucic Vertrauensvorschuss bei der Investoren-Community gekostet haben, gilt der 50-Jährige bei vielen Anlegern noch immer als Garant solider Finanzen. Ein gewichtiges Argument bei SAPs Transformation vom traditionellen Software-Anbieter zum Cloud-Dienstleister.

Noch ist unklar, wer auf Mucic folgen wird. Das dürfte nichts Gutes für die Aussichten von Joel Bernstein bedeuten, als Head of Global Finance aktuell die Nummer 2 im Finanzressort des Softwarekonzerns. Offenbar wird eine externe Option bevorzugt. Im vergangenen Jahr waren mit Julia White und Sabine Bendiek zwei von drei neuen Vorstandsmitgliedern von Microsoft zu Europas größtem Softwarekonzern gewechselt. Die bisherige Erfahrung mit den abgeworbenen Managerinnen lässt SAP dies nun auch für das Finanzressort erwägen. Auch gut möglich, dass Aufsichtsratschef Hasso Plattner, der beim Revirement nach der Trennung von Bill McDermott nicht immer ein glückliches Händchen hatte, die Konzernspitze wieder internationaler aufstellen will.

Die erneute Rochade ist nicht ohne Risiko. Für den siebenköpfigen SAP-Vorstand wird es der vierte Wechsel seit Anfang 2021. Wettbewerber wie Salesforce, Oracle und Microsoft, aber auch andere Tech-Konzerne wie Apple hatten in den vergangenen Jahren eine deutlich stabilere Führungsstruktur. Das verunsichert die Anleger, die fürchten dürften, dass SAP die 2020 reduzierten Mittelfristziele für Marge und Cashflow erneut in Frage stellen könnte. Gerade hier galt Mucic als Stabilitätsanker. Aber auch intern kann das sich stetig drehende Personalkarussell Schwindelgefühle hervorrufen. SAP dürfte es bald erfahren: Im April steht dem Vernehmen nach eine Mitarbeiterbefragung an.

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