KommentarMonte dei Paschi

Rom will Zeit gewinnen

Nachdem es keine Interessenten für die Übernahme der mehrheitlich staatlichen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) gibt, die privatisiert werden muss, spielt Rom nun auf Zeit. Geplant ist der scheibchenweise Verkauf von Anteilen.

Rom will Zeit gewinnen

Monte dei Paschi

Rom will Zeit gewinnen

Von Gerhard Bläske

Mangels Kaufinteressenten plant Rom den scheibchenweisen Verkauf der Staatsbeteiligung.

Der Aktienkurs der zu 64% staatlichen Bank Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist seit Tagen auf steiler Talfahrt. Hauptgrund sind die Spekulationen, Rom plane bis spätestens Juni 2024 einen Verkauf von 5 bis 10% der Anteile. Angeblich steht die Ernennung von Beratern für die Transaktion durch die Regierung unmittelbar bevor. Mit der geplanten Teilveräußerung wolle die Regierung ein Signal senden, zu einem Rückzug bereit zu sein. Die Europäische Zentralbank (EZB) verlangt bis Ende 2024 die vollständige Privatisierung des Instituts, aber seit dem Scheitern von Gesprächen mit Unicredit im Herbst 2021 hat es keinen Interessenten mehr für eine Übernahme gegeben.

MPS hängt seit der „Rettung“ der Bank 2017 durch eine staatliche Kapitalspritze von 5,2 Mrd. Euro wie ein Klotz am Bein der diversen Regierungen. Ende 2022 musste Rom noch einmal den Großteil einer Kapitalerhöhung von 2 Mrd. Euro tragen, mit der das Institut vor allem den umfangreichen Abbau von Personal finanziert hat und nun wieder Gewinne schreibt. Mindestens 8,5 Mrd. Euro hat den Steuerzahler die Rettung des Instituts gekostet. Manche Beobachter nennen sogar Beträge von bis zu 20 Mrd. Euro.

Doch selbst unter den neuen Bedingungen haben alle potenziellen Interessenten wie Unicredit, BPM und BPER abgewunken. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Leichen im Keller, Risiken aus diversen Rechtsstreitigkeiten, noch immer zu viel Personal und zu hohe Kosten, vor allem aber der große politische Einfluss bei der Bank, die über Jahrzehnte nach Gutsherrenart wie ein Selbstbedienungsladen vor allem der politischen Linken in der Toskana geführt worden ist.

Mit einem scheibchenweisen Verkauf von Anteilen will Rom nun offenbar Zeit gewinnen und gleichzeitig guten Willen demonstrieren. Außerdem braucht die Regierung Geld, denn das Budgetdefizit steigt und es fehlen Mittel zur Erfüllung kostspieliger Wahlversprechen. Der Monte-dei-Paschi-Aktienkurs ist seit der staatlichen Rettung massiv gefallen und es wurde viel Geld verbrannt. Doch ein Teilverkauf würde etwa 200 bis 350 Mill. Euro in die Kassen spülen. In einem zweiten Schritt will die Regierung, die zunächst die Mehrheit behielte, später angeblich die verbleibende Beteiligung in einem Schritt abstoßen. Es ist mehr als fraglich, dass das ohne zusätzliche und teure Morgengaben an einen Käufer gelingt – denn ein Verkauf an ein ausländisches Finanzinstitut ist unter dieser Regierung unvorstellbar. Das schränkt die Möglichkeiten Roms stark ein. Die Regierung dürfte Monte dei Paschi vermutlich nicht so schnell loswerden.

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