Notiert in Frankfurt

Turmbau zu Frankfurt

Bis zu 26 neue Hochhäuser könnten Frankfurts Skyline bis 2040 ergänzen. Eine gewaltige Zahl, gemessen an der Lage auf dem Immobilienmarkt.

Turmbau zu Frankfurt

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Turmbau zu Frankfurt

Von Lutz Knappmann

Für die EZB ist es ein buchstäbliches Alleinstellungsmerkmal: Bislang residiert der Turm der Europäischen Zentralbank im Frankfurter Ostend ziemlich allein. Was die spektakuläre Architektur des Gebäudeensembles besonders zur Geltung kommen lässt – nicht nur zur Freude des ursächlichen und hochrenommierten Architekturbüros Coop Himmelb(l)au. Das Areal rund um die EZB zählt wochenends zu den besonders stark frequentierten Flaniermeilen der Stadt. Und das zu Recht: Die zwei gewundenen Glastürme, die dank aufmontierter Antenne gerade eben an der 200-Meter-Marke kratzen, und die gewaltige und hinreißend stilsicher modernisierte Großmarkthalle zählen zu den eindrucksvollsten Architekturmonumenten der Republik.

Bald jedoch dürfte es am EZB-Himmel enger werden. Die Zentralbank könnte eine Reihe turmhoher Nachbarn bekommen. Das zumindest sieht der neueste „Hochhausentwicklungsplan“ vor, den die Stadt diese Woche vorgestellt hat. Nun zählt es zu den reizvollen Privilegien Frankfurts, die einzige Stadt in Deutschland zu sein, deren Skyline einen solch dedizierten Entwicklungsplan überhaupt rechtfertigt. Die Einzigartigkeit der Frankfurter Stadtarchitektur bedingt aber auch, sie verantwortungsvoll und mit festem Blick aufs Gesamtensemble weiterzuentwickeln.

Gemessen daran überraschen die neuesten Zahlen durchaus: 26 neue Hochhäuser, die diesen Titel dank einer Höhe von mehr als 100 Metern rechtfertigen, dürfen bis 2040 entstehen. Das wären mehr als 60 Prozent Zuwachs gegenüber den derzeit 42 Hochhäusern. Zwölf der Projekte waren bereits im letzten Hochhausplan von 2008 vorgesehen und harren noch ihrer Realisierung. Vierzehn weitere könnten nach dem Willen der Stadt jetzt hinzukommen. Nicht alle davon wären komplette Neubauten: Erstmals sieht die Planung auch vor, bestehende Gebäude zum Hochhausformat aufzustocken. Von einer regelrechten „Hochhauspromenade“ in der City träumt die Stadtverwaltung. Die Bauherren müssten dafür das Fertigstellungstempo von ein bis zwei neuen Türmen pro Jahr konsequent beibehalten.

Ob all die künftig möglichen Bauprojekte auch tatsächlich realisiert werden, steht freilich auf einem anderen Blatt. Nicht nur der insolvenzbedingte Stillstand bei der Neuentwicklung des historischen Polizeipräsidiums signalisiert: Am Frankfurter Immobilienmarkt herrscht alles andere als Goldgräberstimmung. Inflation, Zinsen, Rezession: Die Rahmenbedingungen für himmelhohe Neubauprojekte sind momentan ungünstig.

Besitzer und Insassen der bestehenden Türme werden aufmerksam verfolgen, was sich in ihrer Nachbarschaft tut. Schon jetzt melden etablierte Adressen Schwierigkeiten, leere Flächen zu vermieten. Die Stadt sollte also besser recht behalten, wenn sie eine „längerfristig absehbare Nachfrage im Hochhaussegment“ diagnostiziert. Denn wenn der liebgewonnene Fernblick in den Taunus dereinst schon durch einen neuen Turm versperrt wird, sollte der wenigstens nicht leer stehen.