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Zeit für Demut

Der Rekordgewinn der DZ Bank und anderer Geldhäuser passt nicht in die Zeit. Während viele Bürger Gegenwind spüren, genießen Banken Rückenwind.

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Demut

Der satte Gewinn der DZ Bank scheint nicht in die Zeit zu passen. Während viele Bürger die Krise spüren, genießen Banken Rückenwind.

Rekord? So deutlich will es die DZ Bank nicht sagen. Annähernd 2 Mrd. Euro blieben vor Steuern im ersten Halbjahr stehen – so viel wie noch nie. Aber das Spitzeninstitut der genossenschaftlichen Finanzgruppe will nicht prahlen: Es handelt sich um ein "sehr erfreuliches Ergebnis", um eine "gute operative Geschäftsentwicklung" und um eine "weiterhin unauffällige Risikosituation". Im zweiten Halbjahr werde das Ergebnis abfallen. "Ich will nicht sagen, dass wir auf dem Wasser laufen können", sagt Co-Bankchef Uwe Fröhlich. Triumphgeheul klingt anders.

Es wirkt beinahe so, als schäme sich die Bank für das hohe Ergebnis. Demut ist angemessen, denn der Kontrast zur Lebenswirklichkeit vieler Menschen ist scharf. Die Inflation belastet die Bürger, Deutschland steht am Rande einer Rezession, der Immobilienmarkt ist in Unruhe. Die Banken, die als Wirtschaftszweig ohnehin vielerorts skeptisch beäugt werden, handeln klug, wenn sie ihren Erfolg mit leisen Tönen nach außen mitteilen.

Auch die Kundschaft der DZ Bank geht zum Teil durch schwere Zeiten. Die Immobilienkäufer und Entwickler, die sich über die DZ Hyp finanzierten, kommen zwar noch einigermaßen über die Runden, wovon eine noch moderate Vorsorge zeugt. Ob es dabei bleibt, muss sich aber zeigen. Deutlicher trifft es die Kundschaft des Konsumkreditgebers TeamBank. Eine höhere Risikovorsorge zeigt an, dass viele Menschen finanziell kaum noch Luft haben – und Kreditausfälle drohen.

Noch etwas spricht für verbale Zurückhaltung: Die Zinswende macht Banken das Leben leichter. Fast die gesamte Kreditwirtschaft profitiert davon, ohne sich dafür anstrengen zu müssen. Nach vielen Jahren der Tiefzinsen sei es der Branche gegönnt. Nur sind hohe Zinsergebnisse in der aktuellen Marktphase kein Ausweis von Leistung. Schon bald könnte das Geschäft rauer werden. Auch deswegen ist ein leiser Auftritt für Banken angemessen.

Sollte sich die Bank also für ihr Rekordergebnis schämen? Bitte nicht zu viel. Denn Eigenleistung ist bei robusten Konzernzahlen meist auch im Spiel. Eine vorsichtige Risikovorsorge in vorherigen Jahren, ein breit aufgestelltes Geschäftsmodell, ein gesundes Maß an Kostendisziplin, die Auflösung der gescheiterten Verkehrsbank DVB, eine Serie an erfolgreichen Fusionen in der Vergangenheit, ein hoher Zusammenhalt in der genossenschaftlichen Finanzgruppe – auch das steckt hinter dem jüngsten Rekordgewinn der DZ Bank. Eine Prise Stolz darf also sein.

Von Jan Schrader
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