IPO

Autoinnenaus­statter Novem rollt Richtung Börse

Vier Unternehmen stehen in den Startlöchern, um noch vor der Sommerpause an die Frankfurter Börse zu gehen. Schon 15 Börsenneulinge haben in diesem Jahr zusammen gut 9 Mrd. Euro mit ihren Neuemissionen eingesammelt.

Autoinnenaus­statter Novem rollt Richtung Börse

cru – Als nächstes strebt die Novem-Gruppe, die das Interieur für Sportwagen von Herstellern wie Maserati und Porsche herstellt, eine Notierung an der Frankfurter Börse an. Das 1947 gegründete Unternehmen aus Vorbach bei Bayreuth will vor seiner Notierung im Juli etwa 50 Mill. Euro bei institutionellen Investoren über eine Privatplatzierung neuer Aktien einsammeln. Bei weniger als 100 Abnehmern verhindert das die Prospektpflicht.

Bregal Investments, das Private-Equity-Vehikel der niederländisch-deutschen Milliardärsfamilie Brenninkmeijer (C&A), plant ebenfalls, Aktien in nicht näher bezeichnetem Umfang abzugeben. Finanzkreise beziffern den gesamten Wert des Unternehmens auf rund 1,5 Mrd. Euro.

J.P. Morgan, Berenberg und die Commerzbank sind federführend engagiert, während Jefferies und Unicredit SpA bei der Vermarktung helfen. „Die Börsennotierung wird uns bei unseren Wachstumsplänen unterstützen, uns einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt ermöglichen und unsere Finanzierungsstruktur optimieren“, sagte Finanzchef Johannes Burtscher.

Unterdessen kommen auch die anderen drei laufenden Börsengänge voran: Die Aktien des Tastaturherstellers Cherry, dessen Ausgabepreis auf 32 Euro festgesetzt wurde, starteten am Dienstag zu eben diesem Preis in den Handel. Aktien des Online-Optikers Mister Spex kosten zwischen 25 Euro und 26 Euro das Stück – die ursprüngliche Preisspanne von 23 Euro bis 27 Euro wurde entsprechend eingeengt und das Orderbuch schließt an diesem Mittwoch. Erster Handelstag soll der 2. Juli sein. Erwartet wird zudem noch die Preisspanne für das IPO des Solarparkbetreibers Blue Elephant aus Hamburg, zu dessen Haupteigentümern die Unternehmerfamilien Wacker und Jahr gehören.

Mit dem IPO-Startschuss reiht sich Novem in eine Welle von Börsengängen aus der Autobranche in Europa in diesem Jahr ein. Das Unternehmen wird vom ehemaligen Geschäftsführer des schwedisch-amerikanischen Sicherheitssystemehersteller Autoliv, Gunter Brenner, geleitet, der auch mit Zukäufen liebäugelt.

Novem stellt Verkleidungselemente für Armaturenbretter und Mittelkonsolen in Autos aus Materialien wie Holz, Aluminium, Karbon und hochwertigen Kunststoffen her. Für die Oberklasse sieht sich Novem als Weltmarktführer mit 46%% Marktanteil. Zu den Kunden gehören auch Daimler, BMW, Audi und Volkswagen.

Für Investoren ist das Unternehmen, das im vergangenen Geschäftsjahr 2019/20 mit 5700 Beschäftigten in acht Fabriken 650 Mill. Euro Umsatz gemacht hat, eine Wette auf das Wachstum des Luxusangebots der Autohersteller. Es wird erwartet, dass der Trend zu selbstfahrenden Autos die Nachfrage nach hochwertigem Design ankurbeln wird, wobei die Fahrer mehr Wert auf die Innenausstattung legen. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen lag 2020/21 (Ende März) nach einem Corona-Absturz bei 86 Mill. Euro. Novem rechnet aber mit einer raschen Erholung.

Das Unternehmen zapft die öffentlichen Märkte inmitten eines IPO-Booms an, der die weltweiten Erlöse in der ersten Jahreshälfte auf ein Rekordhoch getrieben hat. Eine Reihe von Unternehmen aus der Autobranche haben sich der IPO-Welle in Europa angeschlossen, darunter der französische Online-Autohändler Aramis und sein deutscher Gebrauchtwagen-Konkurrent Auto1 Group. Dagegen haben der deutsche Online-Neuwagenanbieter Meinauto im Mai und der Autoteilehändler Parts Holding Europe im Juni ihre Börsengänge vorerst abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben.

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